Roßwein - Wer Pillnitz sagt, meint meist auch Kamelie. Jeder hat schon mal davon gehört. In Roßwein dagegen gibt es einen echten Geheimtipp! 50 Kilometer von Dresden entfernt versteckt sich das Kamelienhaus im Wolfstal. Nur zu Fuß erreichbar, abseits der Hauptstraße, steht hier ein wahrhaftiges Blumenwunder.
Wie sie dorthin kam, bleibt unklar. Sicher ist: 1797 wählte der sächsische Graf von Einsiedel das Grundstück als Sommerdomizil. Zwei Gewächshäuser ließ er errichten. Die Nähe zu August dem Starken brachte ihm wohl seltene Pflanzen aus dem Pillnitzer Schlossgarten ein.
Die Kamelie hatte zumindest bereits 1810 in den Roßweiner Gärtnerbüchern Wurzeln geschlagen. "Vor über 200 Jahren hat sie sich hier etabliert. Seither haben sich immer Menschen dafür begeistern lassen", betont Martina Thiele (68), Vorstand vom Heimatverein.
Der Verein (7 Mitglieder) organisiert Öffnungszeiten und kümmert sich um den Erhalt des Gewächshauses.
Nach Abriss und Wiederaufbau in den 60ern wurde in den 90ern dank Spendengeldern eine notwendige Seitenlüftung eingebaut. 2000 dann als Kulturdenkmal anerkannt - ihre Geschichte macht sie nämlich besonders schützenswert -, kann es sich die Kamelie nun besonders gut gehen lassen.
Stadt muss Privatgrund für Gewächshaus jährlich neu pachten
Was sie so besonders macht? "Sie ist die älteste gefüllt blühende Kamelie nördlich der Alpen", verrät Vereins-Chefin Thiele stolz. Ihre Blüten sind dicht und füllig - im Gegensatz zur Pillnitzer Kamelie mit ihren leeren Blüten.
"Dort ist die Blütenmitte mit den Pollen sichtbar", ergänzt Stadtgärtner Ingolf Kirschstein (63). Er kümmert sich liebevoll um die "Alba Plena" und ihre 16 deutlich jüngeren Kamelien-Kameradinnen. Diese wurden im Laufe der Zeit um die weiß blühende "Seniorin" gepflanzt.
Ein Wermutstropfen: Das Gewächshaus steht auf Privatgrund, die Stadt pachtet es jährlich neu. "Wir sind froh, dass wir es überhaupt nutzen dürfen", sagt Thiele.
Aufgepasst: Wer die Blütenpracht sehen will, sollte sich beeilen! Das Kamelienhaus (Wolfstal 42) öffnet nur noch dieses und nächstes Wochenende (jeweils 11 bis 16 Uhr).
Eintritt wird nicht verlangt, aber um Spenden gebeten, sagt die Chefin: "Die Spenden sind stabil - das reicht fürs Nötigste."