Drei Jahrzehnte nach der Wende: SED-Millionen machen jetzt Sachsen schön
Wehlen - Aus dem alten Staatsvermögen der DDR erwächst in Sachsen noch immer Neues. In Wehlen (Sächsische Schweiz) soll es nun die historische Burg-Anlage verschönern. Bürgermeister Klaus Tittel (69, CDU) und "Burgfreund" Karlheinz Petersen (71) präsentierten am Mittwoch ihre Pläne den sächsischen SPD-Politikern Albrecht Pallas (42) und Fabian Funke (24).
Wer vom Wehlener Marktplatz aus die steile Steintreppe erklimmt, entdeckt Sandstein-Mauern einer alten Burg-Anlage.
"Als wir 2017 hier anfingen, war alles zugewachsen", erinnert sich Karlheinz Petersen. Er gehört zu den Wehlener "Burgfreunden" – sie entfernten den Wildwuchs, legten einen verschütteten Keller frei. Sie wollten auch den Burg-Turm wieder aufbauen, doch das Geld fehlte.
Jetzt liegen 364.000 Euro bereit. Sie stammen aus PMO-Mitteln, also früherem DDR-Vermögen.
Der Landtag entscheidet über die Vergabe der Mittel, hat die Unterstützung für Wehlen im vergangenen Monat beschlossen.
"Wir freuen uns wie kleine Kinder", gestand Bürgermeister Tittel dem Landtags-Abgeordneten Pallas.
Insgesamt hat Sachsen rund 175 Millionen Euro PMO-Mittel erhalten
Aus dem Geld soll ein sieben Meter hoher Aussichtsturm erwachsen, natürlich aus sächsischem Sandstein.
Es fehlt nur noch das grüne Licht vom Denkmalschutz, so Petersen.
Die Burg sei wahrscheinlich rund 1000 Jahre alt, sie habe früher als "Grenzburg" zu Böhmen gedient.
Insgesamt hat Sachsen bisher rund 175 Millionen Euro PMO-Mittel erhalten, davon werden etwa 44 Millionen Euro aktuell verteilt.
Die Mittel förderten unter anderem die Gedenkstätte zum Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz und das Festspielhaus Hellerau in Dresden, flossen auch in den ÖPNV und Kirchen-Sanierungen.
So versteckte die SED das Parteivermögen
"PMO" steht für die "Parteien und Massenorganisationen der DDR". Zur Wende hatte alleine die SED ein Vermögen von rund 6,2 Milliarden DDR-Mark.
Die Parteiführung wollte das Geld nicht der BRD überlassen, versuchte, es unter anderem durch Darlehen an Partei-Mitglieder oder Spenden ins Ausland zu verschieben.
Doch die Strategie flog auf, etwa beim "Putnik-Deal", als 107 Millionen D-Mark an eine russische Firma gingen.
Offiziell musste das Geld herausgegeben werden, tatsächlich bleibt bis heute ein großer Teil des Parteivermögens verschwunden. Ein dreistelliger Millionenbetrag könnte laut Experten verloren sein.
Das verfügbare Vermögen wird als "PMO-Mittel" auf die ostdeutschen Bundesländer verteilt.
Die Verteilung erfolgt anhand der Einwohner-Zahl vom 31. Dezember 1991. Sachsen bekommt so knapp 30 Prozent der Mittel. Das Geld muss eingesetzt werden, um Wirtschaft, Kultur oder Soziales zu fördern.
Titelfoto: Holm Helis