Drei Jahrzehnte nach der Wende: SED-Millionen machen jetzt Sachsen schön

Wehlen - Aus dem alten Staatsvermögen der DDR erwächst in Sachsen noch immer Neues. In Wehlen (Sächsische Schweiz) soll es nun die historische Burg-Anlage verschönern. Bürgermeister Klaus Tittel (69, CDU) und "Burgfreund" Karlheinz Petersen (71) präsentierten am Mittwoch ihre Pläne den sächsischen SPD-Politikern Albrecht Pallas (42) und Fabian Funke (24).

So sah die Wehlener Burg-Ruine in den 1930er-Jahren aus.
So sah die Wehlener Burg-Ruine in den 1930er-Jahren aus.  © picture alliance/arkivi

Wer vom Wehlener Marktplatz aus die steile Steintreppe erklimmt, entdeckt Sandstein-Mauern einer alten Burg-Anlage.

"Als wir 2017 hier anfingen, war alles zugewachsen", erinnert sich Karlheinz Petersen. Er gehört zu den Wehlener "Burgfreunden" – sie entfernten den Wildwuchs, legten einen verschütteten Keller frei. Sie wollten auch den Burg-Turm wieder aufbauen, doch das Geld fehlte.

Jetzt liegen 364.000 Euro bereit. Sie stammen aus PMO-Mitteln, also früherem DDR-Vermögen.

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Der Landtag entscheidet über die Vergabe der Mittel, hat die Unterstützung für Wehlen im vergangenen Monat beschlossen.

"Wir freuen uns wie kleine Kinder", gestand Bürgermeister Tittel dem Landtags-Abgeordneten Pallas.

Die teilweise Sanierung der Wehlener Burg-Anlage läuft bereits.
Die teilweise Sanierung der Wehlener Burg-Anlage läuft bereits.  © Holm Helis

Insgesamt hat Sachsen rund 175 Millionen Euro PMO-Mittel erhalten

Besprachen am Mittwoch die Pläne: Bürgermeister Klaus Tittel (69, CDU, v.r.), die SPD-Politiker Fabian Funke (24) und Albrecht Pallas (42) sowie "Burgfreund" Karlheinz Petersen (71).
Besprachen am Mittwoch die Pläne: Bürgermeister Klaus Tittel (69, CDU, v.r.), die SPD-Politiker Fabian Funke (24) und Albrecht Pallas (42) sowie "Burgfreund" Karlheinz Petersen (71).  © Holm Helis

Aus dem Geld soll ein sieben Meter hoher Aussichtsturm erwachsen, natürlich aus sächsischem Sandstein.

Es fehlt nur noch das grüne Licht vom Denkmalschutz, so Petersen.

Die Burg sei wahrscheinlich rund 1000 Jahre alt, sie habe früher als "Grenzburg" zu Böhmen gedient.

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Insgesamt hat Sachsen bisher rund 175 Millionen Euro PMO-Mittel erhalten, davon werden etwa 44 Millionen Euro aktuell verteilt.

Die Mittel förderten unter anderem die Gedenkstätte zum Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz und das Festspielhaus Hellerau in Dresden, flossen auch in den ÖPNV und Kirchen-Sanierungen.

So versteckte die SED das Parteivermögen

Kurz vor der Wende ging die SED-Führung von Erich Honecker (1912-1994, l.) an Egon Krenz (85) über. Teile des Parteivermögens gingen damals unter.
Kurz vor der Wende ging die SED-Führung von Erich Honecker (1912-1994, l.) an Egon Krenz (85) über. Teile des Parteivermögens gingen damals unter.  © picture alliance/photothek

"PMO" steht für die "Parteien und Massenorganisationen der DDR". Zur Wende hatte alleine die SED ein Vermögen von rund 6,2 Milliarden DDR-Mark.

Die Parteiführung wollte das Geld nicht der BRD überlassen, versuchte, es unter anderem durch Darlehen an Partei-Mitglieder oder Spenden ins Ausland zu verschieben.

Doch die Strategie flog auf, etwa beim "Putnik-Deal", als 107 Millionen D-Mark an eine russische Firma gingen.

Offiziell musste das Geld herausgegeben werden, tatsächlich bleibt bis heute ein großer Teil des Parteivermögens verschwunden. Ein dreistelliger Millionenbetrag könnte laut Experten verloren sein.

Das verfügbare Vermögen wird als "PMO-Mittel" auf die ostdeutschen Bundesländer verteilt.

Die PMO-Mittel stammen aus dem Staatsvermögen der DDR - kommen aber nicht in Form von DDR-Mark.
Die PMO-Mittel stammen aus dem Staatsvermögen der DDR - kommen aber nicht in Form von DDR-Mark.  © IMAGO/Bild13

Die Verteilung erfolgt anhand der Einwohner-Zahl vom 31. Dezember 1991. Sachsen bekommt so knapp 30 Prozent der Mittel. Das Geld muss eingesetzt werden, um Wirtschaft, Kultur oder Soziales zu fördern.

Titelfoto: Holm Helis

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