150 Jahre Orgelbau in Bautzen: Familie Eule sorgt weltweit für Musik

Bautzen - 1872 meldete Hermann Eule (1846–1929) sein Gewerbe als Orgelbauer in Bautzen an. Heute verkauft Ur-Ur-Enkelin Anne-Christin Eule (46) Orgeln in die ganze Welt und feiert 150-jähriges Jubiläum. Das Familienunternehmen in vierter Generation überstand Kriege, Enteignung - und Borkenkäfer.

Familienbetrieb in 4. Generation: Anne-Christin Eule (46) und ihr Mann Dirk (44) feiern 150-jähriges Firmenjubiläum.
Familienbetrieb in 4. Generation: Anne-Christin Eule (46) und ihr Mann Dirk (44) feiern 150-jähriges Firmenjubiläum.  © Norbert Neumann

Mit einer Handvoll Mitarbeiter fing der Firmengründer an. Aktuell arbeiten 40 Mitarbeiter in der Werkstatt. Der Bautzener Familienbetrieb ist der größte Orgelbauer Ostdeutschlands und fertigte schon 700 Instrumente.

Die erklingen etwa in der Musikhochschule Xi'an in China, nördlich des Polarkreises im norwegischen Dom von Bodø oder auch im Dresdner Kulturpalast.

"Jede Orgel ist ein Kunstwerk, ein Unikat, jede Orgel klingt anders", sagt Anne-Christin Eule (46). In Handarbeit werden Zehntausende Teile nach Kundenwunsch zusammengebaut. Das kann Jahre dauern und eine Orgel kostet gerne mal mehrere Millionen Euro.

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Dafür überdauert das Instrument Jahrhunderte, wenn es alle 20 Jahre restauriert wird. Die 1872 erbaute Eule-Orgel für Neukirch/Lausitz ertönt bis heute.

Größter Orgelbetrieb im Osten: 40 Mitarbeiter sind heute bei "Hermann Eule Orgelbau" beschäftigt.
Größter Orgelbetrieb im Osten: 40 Mitarbeiter sind heute bei "Hermann Eule Orgelbau" beschäftigt.  © Norbert Neumann
Luise Roy (36) arbeitet mit Zinnplatten für die Pfeifen an einer Hobelmaschine.
Luise Roy (36) arbeitet mit Zinnplatten für die Pfeifen an einer Hobelmaschine.  © Norbert Neumann
Firmengründer Hermann Eule (1846–1929) meldete am 26. Januar 1872 sein Gewerbe als Orgelbauer an. (Archivbild)
Firmengründer Hermann Eule (1846–1929) meldete am 26. Januar 1872 sein Gewerbe als Orgelbauer an. (Archivbild)  © Norbert Neumann
Auch im Dresdner Kulturpalast steht eine der Orgeln aus dem Bautzener Traditionsbetrieb.
Auch im Dresdner Kulturpalast steht eine der Orgeln aus dem Bautzener Traditionsbetrieb.  © Christian Gahl

Orgelbau-Unternehmen hat zwei Weltkriege und die DDR überstanden

Orgelbaumeister Sangook No (45) aus Südkorea bearbeitet die Pfeifen, prüft deren Töne.
Orgelbaumeister Sangook No (45) aus Südkorea bearbeitet die Pfeifen, prüft deren Töne.  © Norbert Neumann

"Unserer Firma geht es gut, aber es gab viele Krisen", berichtet die Chefin. Neben den Weltkriegen war das vor allem die DDR-Zeit: 1972 wurde ihre Großmutter Ingeborg (†2017) enteignet. Nach der Wende kaufte sie die Firma zurück und übergab 2006 an Enkelin Anne-Christin.

Die hatte im Betrieb Orgelbauerin gelernt und dabei auch ihren (späteren) Mann Dirk (46) kennengelernt, der heute als Meister im Betrieb tätig ist.

"Mit der Hochschule Eberswalde forschen wir auch zum Thema Thermoholz", sagt er. Dabei soll Kiefer modifiziert und für den Orgelbau angepasst werden. Denn das bislang gerne genutzte Fichtenholz ist wegen des Borkenkäfers gefährdet.

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Neben der Corona-Pandemie, welche die Arbeiten verzögert, ist der Fachkräftemangel (trotz Mitarbeitern aus Südkorea und Portugal) die aktuell größte Herausforderung.

Dennoch blicken die Eules optimistisch in die Zukunft. Und sie hoffen, dass ihre Kinder den Familienbetrieb einst weiterführen - dann in fünfter Generation.

Titelfoto: Norbert Neumann

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