Von Neonazis zu Tode geprügelt: Gedenken an Alberto Adriano (†39)
Dessau-Roßlau - Mit einem "Tag der Erinnerung 2020" ist am heutigen Donnerstag der Opfer von Rassismus und rechter Gewalt gedacht worden. Anlass war die Ermordung des Mosambikaners Alberto Adriano (†39) vor 20 Jahren in Dessau.
Am Tatort im Stadtpark wurden an einer Stele zum Gedenken Blumen niedergelegt.
Opfervertreter, Initiativen, engagierte Bürger sowie Politiker von Bund, Land und Kommune riefen zugleich virtuell zum verstärkten Kampf gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit auf.
Außenminister Heiko Maas (53, SPD) schrieb auf Twitter: "Rassismus ist Gift für jede Gesellschaft, Rassismus tötet. Kämpfen wir gemeinsam gegen dieses Gift - weltweit.".
Sachsen-Anhalts Integrationsbeauftragte, Staatssekretärin Susi Möbbeck (56, SPD), erklärte, rassistische Vorurteile hätten sich tief in die Gesellschaft eingefressen.
"Ob beim Familientreffen, in der Straßenbahn oder im Landtag: Wir alle müssen den Mut haben, Rassismus entschieden entgegenzutreten", forderte sie.
Der rassistische Mord an Adriano sei Baustein einer rassistischen Blutspur rechter Gewalt, im Osten wie im Westen, erklärte der im Senegal geborene SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby (58).
Er verwies laut Redemanuskript auf die NSU-Mordserie und Anschläge wie in Halle und Hanau. "Viel zu lange wurde weggeschaut, ignoriert und kleingeredet, was sich vor unser aller Augen abgespielt hat. Hass und Hetze, Gewalt und Terror konnten sich in der Mitte unserer Gesellschaft breitmachen", erklärte Diaby.
Mit bewegenden Worten erinnerte der Leiter des Multikulturellen Zentrums Dessau, Razak Minhel, an das Schicksal der Familie von Adriano. Zugleich verwies er auf das Engagement von zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich für die Opfer und gegen Rechtsextremismus einsetzen. Dieses gelte es zu verstärken.
Oberbürgermeister Peter Kuras (62, FDP) dankte allen Menschen, die sich tagtäglich für ein demokratisches, weltoffenes und tolerantes Dessau-Roßlau einsetzen.
Der Familienvater Adriano war am 11. Juni 2000 auf dem Nachhauseweg von drei Neonazis brutal zusammengeschlagen worden. Er starb drei Tage später an seinen schweren Verletzungen. Adriano hinterließ eine Frau und drei Kinder.
Die Täter wurden vom Oberlandesgericht Naumburg wegen gemeinschaftlichen Mordes aus Fremdenhass zu Haftstrafen verurteilt - lebenslange Haft für den 23-Jährigen, je neun Jahre Jugendhaft für die beiden damals 16-Jährigen.
Titelfoto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa