"Viele können nicht mehr": Unternehmen sehen keine Erholung
Halle (Saale) - Die Unternehmen Sachsen-Anhalts blicken mit wenig Zuversicht in die Zukunft. Die Konjunkturumfrage für das erste Quartal 2021 der Industrie- und Handelskammer in Halle-Dessau und Magdeburg zeichnete ein tristes Bild.
"Insgesamt gesehen erholt sich die Konjunktur in der Region nicht, die Erwartungen haben sich nicht erfüllt", sagte IHK-Konjunkturexperte Denny Bieräugel am Mittwoch. Die Stimmungsumfrage bei den Unternehmen zeige nach einem leichten Anstieg weiter die niedrigsten Werte, die je gemessen worden seien.
"Viele Unternehmen sind an ihre Grenzen gekommen. Viele können nicht mehr", sagte Klaus Olbricht, Präsident der IHK Magdeburg.
Im Industriebereich erlebten insbesondere der Konsumgüter- und der Vorleistungsbereich sinkende Auftragseingänge.
Für den Einzelhandel sei der fortgesetzte Lockdown ein weiterer Dämpfer. Lockerungsmaßnahmen wie Click & Meet hätten längst nicht den gewünschten Erfolg gebracht, so das Resümee der IHK.
Im Gastgewerbe sehe man derzeit keinen Grund zur Hoffnung auf eine Verbesserung der Geschäftslage.
In der Dienstleistungswirtschaft sei die Lage so schlecht wie zuletzt im Jahr 2005, als es eine große Strukturkrise in der Branche gegeben habe, sagte IHK-Experte Bieräugel. Auch in der Verkehrsbranche sei angesichts ausbleibender Kunden und Fahrgäste die Stimmung weiter im Keller.
In den Unternehmen herrsche Resignation, Enttäuschung und Verzweiflung.
Hoffnung durch Exporte
Zuversichtlich stimme immerhin der Blick auf die Exporte, hieß es. Hier könnten durch eine anziehende Weltwirtschaft positive Akzente gesetzt werden.
Schon jetzt erhole sich dank vermehrter Auftragseingänge aus dem Ausland ein Teil der Industrie.
Die Bauwirtschaft habe nach einer Talfahrt wieder mehr öffentliche Aufträge in Aussicht.
Thomas Brockmeier, IHK-Hauptgeschäftsführer in Halle, forderte vom Bund eine klare Strategie auf dem Weg aus der Krise, einschließlich der stärkeren Einbindung von Betriebsärzten beim Impfen gegen das Coronavirus.
Sein Pendant in Magdeburg, Wolfgang März, beklagte die unklaren Regelungen für die Unternehmen, wann ein Corona-Test vorgelegt und dokumentiert werden müsse.
Er forderte hier klarere Maßgaben seitens des Bundes.
Titelfoto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa