"Animal Hoarding": Was hinter der falsch verstandenen Tierliebe steckt
Magdeburg - Nach mehreren Fällen von Tierquälerei und "Animal Hoarding" in Sachsen-Anhalt beschäftigte sich nun auch die MDR-Talkshow "Fakt ist! aus Magdeburg" mit dem Thema Tierhaltung und diskutierte mit zahlreichen Gästen.

Anfang 2025 werden Hunderte verendete Schafe in Magdeburg gefunden, im Landkreis Harz müssen mehrere misshandelte Pferde befreit werden, mehr als 120 Hunde werden aus schlimmsten Bedingungen aus einer Tierpension in Bad Lauchstädt gerettet – dies sind nur drei von vielen Fällen von Tierquälerei in den vergangenen zwölf Monaten allein in Sachsen-Anhalt.
Gemeinsam mit ihren Gästen haben die Moderatoren Anja Heyde (48) und Stefan Bernschein (43) über die Vorfälle und den Tierschutz in Deutschland gesprochen.
Doch wie kommt es zur Tiersammelsucht ("Animal Hoarding")? Heimtier-Expertin im Tierschutzverein "Vier Pfoten", Birgitt Thiesmann, glaubt, dass es sich hierbei oftmals um falsch verstandene Tierliebe handelt.
Die betroffenen Personen fangen an, Tiere aufzunehmen, bis es ihnen über den Kopf wächst. "Meine persönliche Meinung ist, dass die Leute vielleicht auch selber Hilfe brauchen", so Thiesmann. Auch Kathrin Behrends, Leiterin des Tierheims "Satuelle", geht davon aus, dass die Personen Zuflucht bei den Tieren suchen, bis es zu spät ist.
Meist hilft dann nur noch das Eingreifen der Veterinärämter, welche jedoch derzeit aufgrund der Vorfälle in der Kritik stehen. Trotz mehrfacher Hinweise in Bezug auf Tierquälerei sollen diese mehrfach nicht eingegriffen haben.

Veterinärämter in der Kritik

Doch wo hakt es? Laut Dr. vet. Marco König, Tierschutzbeauftragter des Landes Sachsen-Anhalt, sollen die Ämter miteinander vernetzt sein. Thiesmann muss dem jedoch widersprechen: "Diese Vernetzung gibt es nicht."
Ein Riesenproblem sei, dass Personen mit einem Tierhaltungsverbot einfach das Bundesland wechseln können, dann vom Radar verschwinden und weitermachen wie zuvor.
Es wäre wichtig, dass es ein einheitliches Register gibt, welches bislang im Tierschutz nicht vorhanden ist, erklärt die Heimtier-Expertin. "Leider machen wir sehr oft schlechte Erfahrungen mit Veterinärämtern", gibt Thiesmann zu.
Kontrollen der Ämter finden meist nur stichprobenartig bei Tierheimen oder der Viehzucht statt. Bei der Heimtierhaltung sieht das ganz anders aus. Hier gibt es nur "anlassbezogene Kontrollen". "Hier muss es einen Tipp geben, damit Kontrollen durchgeführt werden", erklärt Dr. vet. Marco König.
Wann Tierhaltung kritisch sei, lasse sich zudem nicht an der Anzahl festmachen. "Man darf 100 Hunde halten, wenn man es ordentlich macht. Kritisch wird es dann, wenn er die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht einhält", so König.
Auf die Frage, ob jeder ein Tier halten sollte, findet Kathrin Behrends klare Worte: "Nein, definitiv nicht, nein. Auf keinen Fall." Sie wünscht sich, dass die Menschen erst mal lernen, wie man mit den Tieren umgeht. "Nicht jedes Tier passt zu jedem Menschen", so die Tierheimleiterin.
Für die Verbesserung des Tierschutzes wünscht sich Thiesmann außerdem eine einheitliche Kennzeichnung und Registrierungspflicht aller Tiere.
Titelfoto: Bildmontage:Instagram/tierheimleipzig