Tag der Arbeit: Deutscher Gewerkschaftsbund fordert bessere Löhne
Magdeburg - 8000 Menschen haben am Montag in Sachsen-Anhalt an Kundgebungen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) unter dem Motto "Ungebrochen Solidarisch" teilgenommen.
Ein zentrales Thema bei den 14 Veranstaltungen im Land war die Tarifbindung. "Starke Löhne sind ein wirkungsvolles Mittel gegen die Inflation. Wer von uns Ruhe und Lohnzurückhaltung erwartet, ist schief gewickelt", sagte DGB-Landesleiterin Susanne Wiedemeyer (55) bei einer Veranstaltung zum Tag der Arbeit in Magdeburg vor rund 1300 Menschen.
In Halle versammelten sich den Angaben zufolge rund 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Im öffentlichen Dienst habe es einen guten Tarifabschluss gegeben. Es müssten aber viel mehr Firmen und Branchen in flächendeckende Tarifverträge eingebunden werden, forderte Wiedemeyer.
Ausreichende Löhne müssten auch mit Blick auf den Fachkräftemangel gezahlt werden, außerdem seien Perspektiven für Zuwanderer und Jugendliche nötig. Im Vorfeld hatte der DGB 10.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet.
Energieminister Armin Willingmann fordert Entlastungen
Energieminister Armin Willingmann (60, SPD) forderte zum Tag der Arbeit eine Entlastung von Unternehmen und privaten Haushalten angesichts der hohen Preise. "Dauerhaft hohe Energiepreise gefährden nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen, sie gefährden auch die Arbeitsplätze der Beschäftigten", sagte der SPD-Politiker. Energie müsse bezahlbar bleiben.
Der Stadtvorstand der Linken, Lukas Wanke (30), thematisierte in Halle den Preisanstieg und forderte ein Lohnplus. "Derzeit haben wir das Gegenteil, also einen effektiven Reallohnverlust. Die Mehrheit der Menschen wird immer ärmer. Das trifft gerade Menschen im Niedriglohnsektor, der in Halle weiterhin sehr groß ist", erklärte er. Zudem seien Rentnerinnen und Rentner sowie Studierende und Erwerbslose besonders von der Inflation betroffen. "Das sind alles Gruppen, die in Halle stark vertreten sind. Das soziale Gefüge in der Stadt wird damit von der Krise weiter geschwächt."
Laut einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sind in Sachsen-Anhalt rund 48 Prozent der Arbeitnehmer tarifgebunden beschäftigt. Deutschlandweit seien es 52 Prozent.
Sachsen-Anhalt steht der Untersuchung zufolge von den ostdeutschen Bundesländern am besten da - in Thüringen (46 Prozent), Brandenburg (46), Sachsen (42) und Mecklenburg-Vorpommern (41) ist die Tarifbindung geringer. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Beschäftigte mit Tariflöhnen in Sachsen-Anhalt rund 14 Prozent mehr verdienten.
Nach den Kundgebungen am 1. Mai kündigte der DGB an, am Folgetag der Erstürmung der Gewerkschaftshäuser durch Nationalsozialisten vor 90 Jahren gedenken zu wollen. Geplant sind den Angaben zufolge Veranstaltungen in Magdeburg und Halle.
Titelfoto: Hannes P. Albert/dpa