Schamanin von Bad Dürrenberg und Gräber auf Intel-Gelände: Die archäologischen Grabungen 2023
Magdeburg - Die Schamanin von Bad Dürrenberg, das Intel-Gelände oder die Königspfalz in Helfta: An zahlreichen Orten in Sachsen-Anhalt waren 2023 Archäologen im Einsatz - und machten teils aufsehenerregende Entdeckungen.
Die Zahl der Grabungen ist allerdings im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Landesweit gab es laut Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie 450 archäologische Untersuchungen, 100 weniger als im Vorjahr.
"Hauptgrund ist der deutliche Rückgang beim Einfamilienhausbau", sagt Landesarchäologe Harald Meller. "Gegraben wurde vermehrt im Vorfeld des Baues von Logistikhallen und Solarstrom-Anlagen." Zugleich war 2023 das Jahr zahlreicher spektakulärer Grabungen.
Mit der Untersuchung des rund 9000 Jahre alten Lagerplatzes bei Dehlitz (Burgenlandkreis) aus der Zeit der Schamanin von Bad Dürrenberg im September erlangten die Archäologen neue Einblicke in die damalige Lebenswelt der Menschen.
Das künftige Gelände des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg ist eine uralte Kulturlandschaft. Für die Archäologen, die hier im Vorfeld des Neubaus graben, hat sich das Areal als wahre Fundgrube der Menschheitsgeschichte in Sachsen-Anhalt erwiesen.
Im September entdeckten die Ausgräber dort eine 4500 Jahre alte Siedlung mit 50 Gebäudegrundrissen sowie ein altes Männergrab. Zwei Monate später, im November, legten die Archäologen Gräber und Grabhügel zweier Steinzeitkulturen frei.
Archäologische Grabungen in Sachsen-Anhalt: Hügelgräber auf Intel-Gelände!
Im Mittelalter zogen die Herrscher mit ihrem Hofstaat von Pfalz zu Pfalz, um zu regieren. Die Überreste von Vorburgen, Grubenhäusern und einer Nachfolgeburg aus dem 10. Jahrhundert konnten im Oktober freigelegt werden.
"In den beiden Vorburgen der befestigten Pfalz wurde eine dichte Besiedlung mit zahlreichen Grubenhäusern nachgewiesen", sagt Archäologe Felix Biermann.
Auch wurden zwei Gräber eines bislang unbekannten karolingerzeitlichen Friedhofes freigelegt. "Die Toten, ein Mann und eine Frau, vermutlich ein Ehepaar, lebten im 9. Jahrhundert", sagt Biermann.
Ein schwergewichtiger Fund beschäftigte die Archäologen im Mai auf dem künftigen Gewerbegebiet Halberstadt-Ost im Vorfeld der Ansiedlung von Daimler Truck.
Mit einer aufwendigen Konstruktion aus Stahl und Holz wurde die auf dem Gelände entdeckte 5000 Jahre alte Totenhütte komplett mit einem Schwerlasttransporter in die Werkstatt des Landesmuseums Halle transportiert.
Goldmünzen, Gräber, altes Gemäuer: Archäologen machen "Glücksfunde"
Das tonnenschwere Grabmal soll unter Laborbedingungen geöffnet werden. Möglicherweise kommen Skelettreste und Beigaben zum Vorschein.
Im Juli fanden sich dann bei Grabungen im ehemaligen Kloster Himmelpforte bei Wernigerode (Landkreis Harz) vier rund 500 Jahre alte Goldmünzen.
Offenbar wurden die zum Teil stark abgegriffenen Münzen hastig versteckt, als aufrührerische Bauern 1525 das Kloster stürmten.
Der Domplatz in Magdeburg wurde in den letzten Jahrzehnten mehrfach archäologisch untersucht. Im November stießen Archäologen erstmals auf rund 1000 Jahre alte Mauerreste aus der Zeit der ottonischen Herrscher.
Auch das Gebiet um Oppin (Saalekreis) bei Halle ist seit Jahrtausenden besiedelt. Im Vorfeld des Baus der Gleichstromtrasse "SuedOstLink" entdeckten Archäologen im November das Grab einer Germanin mit Bronzebeigaben.
"Die Frau könnte eine begüterte und höhergestellte Persönlichkeit gewesen sein", sagt Susanne Friederich. Die Beigaben: eine Gürtelschnalle, ein bronzener Riemenbeschlag, eine Gewandschließe und drei Ringe aus Bronze.
Titelfoto: Bildmontage: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa, Matthias Bein/dpa/ZB, Hendrik Schmidt/dpa