Sachsen-Anhalts Krankenhäusern drohen Insolvenzen oder Zusammenlegungen

Magdeburg - Viele Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt stehen vor finanziellen Herausforderungen. Aber nicht nur gestiegene Kosten sind schuld. Die Frage ist, wie die Krankenhauslandschaft in Zukunft aussehen wird.

Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (61, SPD) sieht die Verantwortung beim Bund. (Archivbild)
Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (61, SPD) sieht die Verantwortung beim Bund. (Archivbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt drohen nach Ansicht von Experten Insolvenzen oder Zusammenlegungen.

"Wir befürchten, dass immer mehr Krankenhäuser unverschuldet in eine massive finanzielle Notlage rutschen", sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt, Gösta Heelemann (56), der Deutschen Presse-Agentur.

Die Politik müsse gegensteuern. Alle Krankenhäuser des Landes erwarteten im laufenden Jahr eine deutliche Verschlechterung ihrer finanziellen Lage.

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Hauptursachen seien die nicht gedeckten Entwicklungen bei Energie- und Personalkosten sowie Erlösausfälle durch Bettensperrungen infolge des Fachkräftemangels.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind die Kosten in den Krankenhäusern in den vergangenen zehn Jahren um 47 Prozent gestiegen. Die Folgen seien bereits spürbar, sagte Heelemann: Mit der Lungenklinik Ballenstedt habe in diesem Jahr bereits ein Krankenhaus Insolvenz anmelden müssen.

Deutschlandweit haben laut Zahlen der Deutschen Krankenhausgesellschaft innerhalb eines Jahres 34 Krankenhäuser Insolvenzanträge gestellt.

Geldprobleme nach Corona-Subventionen

Durch die Corona-Subventionen konnten viele Einrichtungen ihre Kosten decken. Mit dem Wegfall treten wieder Geldprobleme auf. (Symbolbild)
Durch die Corona-Subventionen konnten viele Einrichtungen ihre Kosten decken. Mit dem Wegfall treten wieder Geldprobleme auf. (Symbolbild)  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Dennoch könne noch nicht von einer "Welle" gesprochen werden, sagte Insolvenzverwalter Lucas Flöther (49), der nicht nur die Lungenklinik Ballenstedt betreut, sondern vor vier Jahren mit dem Burgenlandkreis-Klinikum auch die erste Klinikinsolvenz in Sachsen-Anhalt bearbeitete.

Eine Zunahme an Klinikinsolvenzen gebe es allerdings schon. "Wir sehen aktuell den Effekt, dass viele Häuser, die während der Corona-Pandemie Subventionen erhalten haben, jetzt Liquiditätsprobleme bekommen", sagte Flöther.

"Vielen Kliniken stellt sich gerade die Frage, wie sie in Zukunft ihre laufenden Kosten decken wollen."

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Dabei sei häufig ein Mix aus verschiedenen Gründen zu finden: neben hoher Inflation und Kostensteigerungen auch ein riesiger Investitionsstau, der daraus resultiere, dass die Länder nicht investierten.

Das betreffe meist die Immobilien, die Ausstattung und das Thema Digitalisierung. Auch Managementfehler kämen häufig dazu.

Land kann Insolvenzen nicht ausschließen

"Es ist nicht so, dass die Probleme nicht diagnostiziert werden, aber sie werden nicht behandelt", so Flöther. Wenn die Politik nicht eingreife und keine Gelder zuschieße, dann seien weitere Schließungen oder Zusammenlegungen nicht auszuschließen.

Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (61, SPD) sieht hierbei den Bund in der Pflicht, nicht das Land Sachsen-Anhalt, was eine Übergangsfinanzierung vor der Krankenhausreform betrifft. Zudem seien Krankenhäuser "eigenverantwortlich wirtschaftende Unternehmen", teilte eine Sprecherin der Ministerin mit.

Daher könne das Land mögliche Insolvenzen nicht ausschließen. Aus Sicht des Ministeriums werden derzeit alle aktuellen 45 Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt für eine flächendeckende Versorgung gebraucht. Es müsse aber zu weiteren Kooperationen und einer Konzentration von Leistungen kommen.

Unklar ist aktuell noch, wie es mit der insolventen Ballenstedter Lungenklinik weitergeht. Es liefen derzeit die ersten Gespräche mit möglichen Investoren, sagte Insolvenzverwalter Flöther. Aber es werde schwieriger, Krankenhäuser in Insolvenzverfahren an private Investoren zu verkaufen. "Da ist längst nicht mehr der Run wie vor ein paar Jahren."

Ein Grund dafür sei, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die kommenden Jahre noch nicht klar seien. Dadurch warteten Investoren derzeit eher ab.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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