RS-Virus bei Babys in Sachsen-Anhalt: Fälle der Atemwegserkrankung sprunghaft angestiegen
Magdeburg - In Sachsen-Anhalt sind in der Erkältungssaison 2021/22 der Krankenkasse DAK zufolge Hunderte Babys vor ihrem ersten Geburtstag wegen einer Infektion mit dem Atemwegsvirus RSV in Kliniken behandelt worden.
Hochgerechnet seien es 850 Säuglinge gewesen, teilte die Kasse mit. Damit habe sich die Zahl der wegen RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) stationär behandelten Kinder unter einem Jahr im Vergleich zur Saison 2018/19 - der letzten vor der Corona-Pandemie - mehr als verdoppelt, ebenso die Zahl der deswegen auf Intensivstationen behandelten Neugeborenen und Säuglinge. Dies habe 600 Kleinkinder betroffen.
Die Kasse hat in einer Sonderanalyse die RSV-Situation in Sachsen-Anhalt untersucht. Dafür wurden nach ihren Angaben Daten von 18.000 DAK-versicherten Kindern und Jugendlichen in Sachsen-Anhalt, darunter 900 Babys, von 2017 bis Ende 2022 ausgewertet und auf alle in Sachsen-Anhalt lebenden Kinder hochgerechnet. In der DAK sind in Sachsen-Anhalt rund 114.000 Menschen krankenversichert.
Vor allem Ende vergangenen Jahres war es wegen Atemwegsinfektionen wie RSV deutschlandweit zu einer starken Belastung von Kinderkliniken und Kinderarztpraxen gekommen - begleitet von gravierenden Apotheken-Lieferengpässen bei Fiebersäften.
Auch in Sachsen-Anhalt war die Situation in Kinderkliniken angespannt. RSV-Symptome bei Kleinkindern sind etwa Husten, Keuchen und Atempausen, eine laufende Nase, Appetitlosigkeit, teils auch Fieber.
Corona-Einschränkungen sorgten auch für RSV-Rückgang
Die Krankenkasse verwies auf Einschätzungen von Kinderärzten, wonach die Vervielfachung der Fälle im Vergleich zurzeit vor Corona vor allem mit einem "Nachholeffekt" zu tun hat.
Wegen der strikten Corona-Schutzmaßnahmen mit Schließungen von Kindergärten und Schulen sei die RSV-Saison 2019/20 abrupt abgebrochen und die Saison 2020/21 praktisch ausgefallen. Umso heftiger schlugen die Viren nach dem Wegfall der meisten Corona-Beschränkungen zu.
Eine ähnliche Situation wurde auch bei der Virusgrippe beobachtet.
Titelfoto: Marijan Murat/dpa