Neue Entdeckungen am Ringheiligtum Pömmelte: So war die Ernährung vor 4400 Jahren

Pömmelte - Archäologen haben bei Grabungen am Ringheiligtum in Pömmelte (Salzlandkreis) weitere Details zum Leben der Menschen vor rund 4400 Jahren aufgedeckt.

Die Grabungen am Ringheiligtum in Pömmelte brachten neue Erkenntnisse.
Die Grabungen am Ringheiligtum in Pömmelte brachten neue Erkenntnisse.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

"Insgesamt 12 Gebäude verteilen sich auf rund 39.000 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe des Heiligtums", sagte Landesarchäologe Harald Meller am Mittwoch. "Die Menschen der Glockenbecher Kultur haben vor rund 4400 Jahren in diesen Häusern gelebt. Die Häuser sind 20 Meter lang und sehen etwas zigarrenförmig aus. Ihre maximale Breite beträgt knapp über sieben Meter."

Bislang sind aus Mitteldeutschland nur von sechs weiteren Fundorten vergleichbare Gebäude bekannt. Dieser erst vor wenigen Jahren identifizierte Gebäudetyp gilt als Vorläufer der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Langhäuser. Am Ringheiligtum Pömmelte erstreckt sich mit 106 Gebäuden auch die größte Aunjetitzer Siedlung in Mitteleuropa.

Zudem entdeckten die Archäologen in diesem Jahr Wirtschaftsbereiche der Schnurkeramikkultur mit 78 Getreidesilos.

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"Eine etwa einen Meter tief erhaltene Grube besitzt ein Fassungsvermögen von etwa einer Tonne Getreide", sagte Projektleiterin und Archäologin Franziska Knoll vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle. "Der Inhalt dieser Grubenbatterie konnte mühelos 780 Erwachsene ein Jahr lang ernähren."

So wurden alte Tonkrüge ...
So wurden alte Tonkrüge ...  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
... und Spuren von Getreidesilos entdeckt, die Auskunft über die Ernährung der Menschen liefern.
... und Spuren von Getreidesilos entdeckt, die Auskunft über die Ernährung der Menschen liefern.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Grabungen am Ringheiligtum Pömmelte: So ernährten sich die Menschen vor 4400 Jahren

Die Ausgrabungen sollen noch bis zum Sommer andauern.
Die Ausgrabungen sollen noch bis zum Sommer andauern.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Analyse der Getreidekörner ergab, dass in den Silos vorwiegend Weizen, aber auch Gerste und Dinkel gelagert wurden. Das Tierknochenspektrum aus den Befunden am Ringheiligtum zeigt, dass größtenteils Rinder gehalten und verzehrt wurden.

"Die Analyse von Fettrückständen an Trinkgefäßen aus den über 4200 Jahre alten Glockenbecher-Gräbern in Pömmelte ergab ausschließlich Milchprodukte. Wir hätten nicht erwartet, dass Milch in der Ernährung oder im Bestattungsritus der Glockenbecher-Menschen eine derart zentrale Rolle spielt", sagte Knoll.

"Interessant ist, dass bei den Aunjetitzer Bestattungen in Pömmelte auch drei Individuen fleischlose oder fleischarme Kost bevorzugt haben, wie erste Isotopenanalysen an den Knochen verraten."

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Die intensive Nutzung des Platzes am Ringheiligtum begann mit der Baalberger Kultur vor gut 5700 Jahren und endete vor 3900 Jahren mit der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, deren bedeutendster Fund die Himmelsscheibe von Nebra ist.

In Pömmelte wird noch bis Mitte Juli 2024 gegraben, was auch der Ausbildung von Grabungstechnikern dient. Die Ergebnisse werden ab Sommer 2025 in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte gezeigt.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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