Neues Leben für alte "Nudel": Lost Place zieht als hippe Vintage-Location Besucher an
Von Anke Brod
Zeitz - Die Produktion von leckeren Teigwaren in der alten Nudelfabrik in Zeitz ruht längst, dem Gebäude drohte zuletzt der Verfall. Seit einigen Jahren aber verhilft ein Investoren-Paar mit zehn Mitarbeitern dem ehemaligen Lost Place zu neuem Charme. TAG24 schaute sich vor Ort für Euch um.
1888 hatte der Zeitzer Unternehmer Max Emmerling den Standort an der Paul-Rohland-Straße zur Herstellung von Teigwaren eröffnet. 1909 ließ er dort eine Fabrik errichten, um Zwieback und Teigwaren der Marke Elite zu produzieren. Renner waren seinerzeit die Nudeln sowie der Kinderzwieback "Emmerlinge".
Nach Enteignung agierte die Teigwarenfabrik in der DDR unter dem Dach des volkseigenen Betriebes für Obst, Gemüse und Industrielle Speisekartoffeln (VEB OGIS Zeitz). Die Teigwaren-Produktion ging bei alledem weiter.
Zur Wendezeit kam es über die Treuhandanstalt schließlich zum Zeitzer Nudel-Aus. Punker, Feierwütige, Lost Placer oder Vandalen gaben sich auf dem brachliegenden Areal fortan die Klinke in die Hand.
2016 kaufte das Mannheimer Investoren-Ehepaar Birgit und Mathias Mahnke die "Nudel" auf, um die ehrwürdigen Gemäuer stilecht zu sanieren. Mathias Mahnke ist in der Kreativszene bereits durch seine Investition in die früheren Leipziger Dietzold-Werke bekannt.
Raum für Künstler und Touristen
Inzwischen entwickelt sich die Anlage mit der angrenzenden ehemaligen Poliklinik zum Geheimtipp für Seminare aller Art und wird zum Mekka für Kunstschaffende. Beispielsweise residiert in der alten Fabrik eine Künstler-WG.
Und wer in Zeitz seinen Urlaub verbringen möchte, kann hier ein möbliertes Loft mieten.
"Vor allem aber haben wir viel Platz für Seminare von Firmen, Vereinen oder Universitäten", erläutert Maria Neumann (34), Teamleiterin der "Nudel", bei einem Rundgang durch das Haus. Eine große Küche für die Kursteilnehmer ist ebenfalls vorhanden.
Die gesamte Location kommt gewollt im "Shabby-Chic-Look" daher - der gemütliche Vintage-Sessel darf dabei ebenso wenig fehlen wie die abblätternde Wandfarbe.
In den oberen Gefilden ist Mitarbeiter Sebastian Czok (35) für computergesteuerte Simulationen zuständig. Von solch einem virtuellen Rundgang profitierten hier bereits Feuerwehrleute.
Dieses Jahr sollen sich hier zudem Medizinstudenten der Universität Leipzig vorbereiten können. "Es sind Programme für alle Fachbereiche denkbar", informiert Czok.
Ideen kommen im Workflow
Die Nudelfabrik ist längst nicht fertig saniert. "Wir haben jede Menge zu tun und sammeln gleichzeitig viele Ideen", so Neumann. Denkbar sei hier zum Beispiel auch der Raum für Start-up-Unternehmen, ergänzt sie.
Spannend auf dem Areal ist überdies die ehemalige Poliklinik im hinteren Teil: Die früheren Behandlungsräume im Haus bieten inzwischen 38 Gästezimmer, eines davon sogar mit Original-Laborkacheln.
Die Poliklinik ist denkmalgeschützt, denn im Foyer befindet sich ein Wandgemälde eines unbekannten Urhebers aus DDR-Zeiten.
Mehr Infos findet Ihr auf der Webseite der Nudelfabrik.
Zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals am 10. September kann die Zeitzer "Nudel" außerdem zwischen 10 und 16 Uhr besichtigt werden.
Titelfoto: Bildmontage: Anke Brod