Namensänderung der Kita "Anne Frank": Bürgermeister lehnt nach Eklat Rücktritt ab!
Tangerhütte - Nach der Debatte um eine mögliche Namensänderung der Kita "Anne Frank" in Tangerhütte (Landkreis Stendal) hat Bürgermeister Andreas Brohm (45, parteilos) personelle Konsequenzen abgelehnt.
Er bewerte Rücktrittsforderungen als Meinungsäußerung, sagte er in einem Interview der "Magdeburger Volksstimme" (Samstag). Auf die Frage, ob ein Rücktritt keine Option sei, antwortete er: "Nein."
In den vergangenen Monaten war an einem neuen Konzept für die Kindertagesstätte "Anne Frank" gearbeitet worden. Dabei wurde auch erwogen, die Konzeptänderung mit einem anderen Namen für die Kita sichtbar zu machen. Im Gespräch war der Name "Weltentdecker" gewesen.
Weltweit berichteten Zeitungen über den Fall aus Tangerhütte, unter anderem die "New York Times", "Jerusalem Post", "Times of Israel" und "Le Figaro" aus Frankreich.
Das Internationale Auschwitz Komitee kritisierte die Pläne scharf und nannte sie "töricht". Der Vorsitzende der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem schrieb in einem Brief an die Stadt, die Pläne sendeten ein "alarmierendes Signal an die Bürger in Ihrer Region".
Die Fraktionen des Stadtrats von Tangerhütte sprachen sich schließlich in einer gemeinsamen Erklärung gegen die Überlegungen einer Namensänderung aus: "Die Behauptung durch die Kita-Leitung, der Name Anne Frank wäre ungeeignet und Kindern schwer vermittelbar, zeugt eher von einer Geschichtsvergessenheit der Verantwortlichen", hieß es. Es gab auch Kritik an Brohm.
Brohm sprach angesichts des Medienechos von einem Hurrikan, der aufgezogen sei. "Es entwickelte sich eine Eigendynamik, die man sich in dieser Breitseite nicht vorstellen kann", so der Bürgermeister.
Eine Entscheidung über eine Namensänderung habe aber gar nicht auf dem Tisch gelegen. "Es ging darum, ein Meinungsbild zu bekommen." Es habe vieles dafür gesprochen, "dass die Namensänderung auch im weiteren Prozess nicht so gekommen wäre", so Brohm. "Ich sah mich als Moderator in diesem Prozess."
Titelfoto: Bildmontage: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa, Peter Gercke/dpa