Nach Tötung in Bad Lauchstädt: Selbstkritische Behörden wollen besser werden
Bad Lauchstädt/Magdeburg - Nach der Tötung einer Frau in Bad Lauchstädt soll sich in Sachsen-Anhalts Behörden etwas ändern. Austausch, Sensibilisierung und mehr Personal sollen Betroffene häuslicher Gewalt in Zukunft besser schützen.
Die Polizei habe zusätzliche Maßnahmen eingeleitet und die Waffenbehörden seien dazu angehalten, die Möglichkeiten der sofortigen Sicherstellung von Waffen und Munition konsequenter zu nutzen, erklärte das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Fälle aus der Vergangenheit würden aufgearbeitet. Der fachliche Austausch zwischen den einzelnen Behörden solle zudem intensiviert werden, hieß es.
Einer der jüngsten Fälle tödlicher häuslicher Gewalt hatte sich Anfang März in Bad Lauchstädt (Saalekreis) ereignet. Ein 61 Jahre alter Waffenbesitzer und dessen Ex-Frau waren am 8. März mit Schussverletzung in der Wohnung der 59-Jährigen gefunden worden. Beide starben.
Bereits einen Monat zuvor hatte sich die durch ihren Ex-Mann getötete Frau jedoch an die Polizei gewandt. Diese hatte im Nachgang Fehler eingeräumt. Das Polizeirevier Saalekreis hätte seit dem 1. Februar vertieft weiter ermitteln, unbedingt die vorgeschriebene Gefährderansprache umsetzen, eine Gefährdungsanalyse treffen und gewonnene Informationen beweissicher dokumentieren müssen, erklärte das Innenministerium über einen Monat nach der Tat.
Ob nach dem Vorfall mit dienst- oder strafrechtlichen Konsequenzen zu rechnen sei, ließ das Ministerium nun unbeantwortet.
Vorfall in Bad Lauchstädt ging den Mitarbeitenden der Beamten sehr nahe
Die Verbesserung der Arbeit sei Teil moderner Fehlerkultur, hieß es stattdessen seitens des Ministeriums. Gegenüber Landräten und Oberbürgermeistern des Landes sei auch eine "auskömmliche Personalausstattung" in den Waffenbehörden angemahnt worden.
Diese sind jeweils in den Landkreisen oder kreisfreien Städten angesiedelt und unter anderem zuständig für die regelmäßige Kontrolle von Waffenbesitzerinnen und Waffenbesitzern.
Um Betroffene schützen zu können, müssten Informationen zu einem Sachverhalt in Gänze bei allen Stellen zeitnah vorliegen, forderte der Landrat des Saalekreises, Hartmut Handschak (62, parteilos). Das habe der Fall in Bad Lauchstädt gezeigt, der den Mitarbeitenden der Behörden sehr nahe gegangen sei.
"Die eigenen Arbeitsabläufe wurden kritisch hinterfragt. Im Ergebnis ist festzustellen, dass es unabdingbar ist, eine bessere Informationslage in solchen Fällen zu erreichen und diese auch noch mehr als bisher einzufordern", so Handschak.
Der Landkreis gehe davon aus, dass durch die Aufarbeitung des Falls in Bad Lauchstädt Entscheidungen in Zukunft schneller getroffen werden könnten.
Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa