Mythischer Ort in Mitteldeutschland: Das "deutsche Stonehenge" gibt Rätsel auf
Barby - Es ist ein steinzeitlicher Kultort und wird gern mit dem englischen Stonehenge verglichen: die Kreisgrabenanlage Pömmelte südlich von Magdeburg. Archäologen entdecken in der Nähe stetig weitere Teile einer bronzezeitlichen Siedlung.
Bislang seien fast 50 Häuser von bis zu 40 Metern Länge gefunden worden, sagte Landesarchäologe Harald Meller am Dienstag. "Wir sehen noch gar kein Ende." Es sei auf jeden Fall die größte Siedlung der frühen Bronzezeit in Deutschland. Je nachdem, wie viel noch gefunden werde, könne es sich um ein "New York der Bronzezeit" handeln.
Meller präsentiere unter anderem einen "prähistorischen Kühlschrank" - ein großes, in den Boden eingelassenes Gefäß mit Speiseresten. Es solle nun untersucht werden, um die Lebensweise der damaligen Menschen zu verstehen, und den Zusammenhang zum rituellen Ort der Kreisgrabenanlage.
Auch Gräber sind laut Meller entdeckt worden - in einem lagen eine Frau und zwei Kinder eng beieinander. Insgesamt seien aber noch zu wenige Gräber gefunden worden angesichts der Größe der Siedlung, sagte Meller.
Herausgeschnitzte Totenköpfe und blutige Rituale?
Das "Ringheiligtum" - so der touristische Name der Kreisgrabenanlage - hat einen Durchmesser von 115 Metern und ist von einem Palisadenzaun aus 1800 Robinienstämmen umgeben.
Farbige Palisadenstämme erinnern mit mythischen Symbolen und reliefartig herausgeschnitzten Totenköpfen an vermutete blutige Rituale.
Pömmelte ist Experten zufolge vergleichbar mit dem englischen Stonehenge, nur wurde die Anlage in Holz gebaut. Die rekonstruierte Kreisgrabenanlage steht am Originalplatz wie vor rund 4200 Jahren. Sie war im Juni 2016 eröffnet worden. Die jetzigen Grabungen unterstützt der Bund finanziell.
Zusätzlich zu den archäologischen Forschungen gibt es weitere touristische Pläne. In unmittelbarer Nähe des Ringheiligtums entsteht von diesem Sommer an ein Touristeninformation.
Das moderne Gebäude, das auch Platz für Schulklassen und andere Gruppen bieten soll, entsteht aus Lehm, wie Landesarchäologe Meller erklärte. Es werde ein beispielhafter Bau wie die viel beachtete Arche Nebra am Fundort der Himmelsscheibe.
Kulturstaatssekretär Gunnar Schellenberger hofft auf eine zunehmende Aufmerksamkeit für Pömmelte. Bislang besuchen rund 30.000 Menschen jährlich das Ringheiligtum.
Titelfoto: Peter Förster/dpa-Zentralbild/dpa