Mord, Totschlag, Gerichtsprozesse: Diese Fälle beschäftigten Sachsen-Anhalt 2021
Magdeburg - Die Polizei in Sachsen-Anhalt hatte dieses Jahr alle Hände voll zutun. Neben Corona-Kontrollen oder sehr skurrilen Fällen gab es aber leider auch schlimmere Einsätze. TAG24 gibt Euch einen Überblick über die aufsehenerregendsten Kriminalfälle und spannendste Prozesse aus 2021.
Fremder Mann gibt Neunjähriger "Rote Kugel", danach wird sie ohnmächtig
Nur wenige Tage nach Neujahr kam es zum ersten rätselhaften Fall für die Polizei in Sachsen-Anhalt. Am 4. Januar wurde in Aschersleben ein neunjähriges Mädchen von einem fremden Mann dazu gezwungen, eine "rote Kugel" zu essen. Er drohte ihr, dass er ihre Mutter umbringen würde, wenn sie die "Kugel" nicht nehmen würde.
Das Kind tat so, als würde sie die kauen und spuckte die "Kugel" anschließend ins Gebüsch. Trotzdem übergab sie sich daraufhin, wurde bewusstlos und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Laut Angaben hatte der unbekannte Mann eine ganze Tüte voll solcher "Kugeln" bei sich.
Die Polizei ermittelt weiterhin wegen gefährlicher Körperverletzung im Zusammenhang mit Nötigung und leitete eine Fahndung nach dem unbekannten Mann ein. Auch ist weiterhin unklar, um was es sich bei der "roten Kugel" genau handelte.
Glücklicherweise hat die Neunjährige sich schnell erholt und keine bleibende Schäden erhalten.
Wer ist "Ötzi"?
Am 28. Januar wurde in Halle eine Leiche bei einer Gartenanlage gefunden. Doch der Tote wirft Rätsel auf: Er schien schon seit Längerem tot an dieser Stelle gelegen zu haben. Außerdem konnte der Mann von niemandem identifiziert werden. Die Polizei betitelten den Toten "Ötzi", nach dem im Eis gefundenen Mann.
Die Polizei suchte monatelang nach Angehörigen von "Ötzi". Schlussendlich veröffentliche die Polizei Zeichnungen sowie Fotos des Toten und baten um Mithilfe der Bevölkerung.
Bis heute konnten keine Informationen zur Identität des Mannes gefunden werden.
Polizei vereitelt Terroranschlag in Dessau-Roßlau
Riesen-Erfolg für die Polizeibeamten: Am 11. Februar konnte, in Zusammenarbeit mit polnischen und dänischen Kriminalbehörden, ein in Dessau geplanter Terroranschlag verhindert werden.
Drei aus Syrien stammende Brüder planten offenbar einen islamistischen Terroranschlag.
In einem Wohnhaus in Dessau-Roßlau wurden mehrere Kilo Schwarzpulver und Zündschnüre gefunden, die für den Bau von Sprengsätzen benötigt wurden.
Durch die Zusammenarbeit der internationalen Behörden konnten die Verdächtigen schließlich in Dänemark gefunden werden.
Der Zeitpunkt und Ort für den geplanten Anschlag sind ungeklärt. Die drei Bruder sowie zehn weitere Verdächtige wurden festgenommen.
Hass und "Tötungswille": Prozess gegen Stalker aus Dessau
Auch Gerichtsprozesse gab es reichlich im vergangenen Jahr. So gab es zum Anfang des Jahres Fortschritte im Prozess gegen den 35-jährigen Stalker Patrick S.
Der Dessauer hatte bereits im Januar 2020 die 23-jährige Sophie N. gestalkt und schließlich in ihrer Wohnung brutal gequält und umgebracht. Patrick S. schlug ihr auf den Kopf, quälte sie mit einem Elektroschocker und stach letztendlich auf sie ein. Sophie N. war komplett wehrlos und hatte keine Fluchtmöglichkeit.
Der Gerichtsprozess dauerte bereits seit Juli 2020 an. Im Landgericht Hannover war von Alptraum und Horror die Rede. Die Staatsanwaltschaft sprach davon, dass weder eine Hemmschwelle noch ein Zögern zu erkennen gewesen sei, nur ein "unbedingter Tötungswille".
Schließlich wurde der Stalker am 18. Februar zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Die besondere Schwere der Schuld wurde ebenfalls festgestellt.
Kleiner Tim wurde zu Tode gequält: Prozess in Halle
Im Sommer 2020 erschütterte der Fall des kleinen Tim das ganze Land. Der Zweijährige war am 11. Juli 2020 tot in der Wohnung seiner Mutter in Querfurt gefunden wurden. Die Polizei ging sofort von fahrlässiger Tötung aus und verhaftete die Mutter des Jungen und ihren Lebensgefährten.
Das Paar musste sich nun dieses Jahr in einem Prozess vor Gericht verantworten.
Der kleine Tim wurde offenbar wiederholt vom Lebensgefährten der Mutter missbraucht. Einer dieser Missbrauchstaten führte schließlich zu seinem Tod. Laut Angaben habe die Mutter von alldem nichts mitbekommen, da sie ständig unter Drogen stand.
Am 21. Mai dann das Urteil: Der 31-jährige Täter erhält eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen Misshandlung und fahrlässiger Tötung. Zudem wurde die besondere Schwere seiner Schuld festgestellt.
Die 37-jährige Mutter des Toten bekommt lediglich sechs Monate Bewährung.
Prozess gegen Halles "Kinderfänger"
Ein weiterer Prozess hielt das Landgericht in Halle auf Trab. Der "Kinderfänger" von Halle stand im Sommer vor Gericht.
Der 25-jährige Sebastian L. hatte im Dezember vergangenen Jahres ein sechsjähriges Mädchen aus ihrem Kinderzimmer entführt, sie sexuell missbraucht, gewürgt und anschließend in die kalte Saale geworfen. Dabei war die Kleine nur mit einem Paar Socken und einem Nachthemd bekleidet. Glücklicherweise konnte das Mädchen schnell gerettet werden und überlebte.
Der Mann konnte Monate später an seinem Arbeitsplatz festgenommen werden und stand seit dem 1. Juni vor Gericht. Die Beweisaufnahme wurde erheblich verkürzt, da Sebastian L. die Tat gestand.
Dort wurde er am 2. Juli wegen versuchten Mordes, sexuellen Missbrauchs eines Kindes, gefährlicher Körperverletzung und Entziehung Minderjähriger schuldig gesprochen. Durch eine Pädophilie und eine leichte Intelligenzminderung habe der 25-Jährige "im Zustand der erheblich verminderten Steuerungsfähigkeit" gehandelt.
Der Täter sitzt jetzt in einem psychiatrischen Krankenhaus, da weitere erhebliche Taten von ihm zu erwarten seien, durch die Opfer seelisch oder körperlich geschädigt werden könnten.
Hotelier totgeprügelt: Prozess gegen zwei junge Männer
Im Oktober 2020 prügelten zwei Männer einen Hotelier in Osterweddingen zu Tode, der sich ihnen in den Weg stellte. Im April standen die beiden Täter dann vor Gericht.
Am 16. Oktober beobachtete ein Hotelier, wie ein 21- und 22-Jähriger ein Auto beschädigten, das vor dem Hotel geparkt war. Der 58-Jährige stellte sich den Tätern in den Weg und wurde daraufhin so schlimm verprügelt, dass er schließlich im Krankenhaus verstarb.
Ab April mussten sich die beiden Männer vor Gericht verantworten. Am 14. September fiel dann das Urteil: Mehrjährige Freiheitsstrafen wegen Totschlags.
Der 21-jährige Lukas S. erhielt eine Jugendfreiheitsstrafe von 6 Jahren und 10 Monaten, der 22-jährige Denis K. muss für 7 Jahre und 10 Monate in den Knast.
Beide Männer wurden in einer Entziehungsanstalt untergebracht.
Halle-Attentäter führte schockierende Brieffreundschaft mit einer Polizistin
Im Fall um den mutmaßlichen Halle-Attentäter von 2019 ergaben sich dieses Jahr neue schockierende Details.
Stephan Balliet verübte im Oktober 2019 ein rechtsterroristisches Attentat gegen eine Synagoge in Halle. Im Dezember 2020 wurde er dann verurteilt: Lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
Im September 2021 kamen dann schockierende Tatsachen ans Licht: Der Attentäter soll eine Brieffreundschaft mit einer Polizistin geführt haben, während er sich im Gefängnis befand. Die junge Beamtin (Anfang 20) soll sich in den Briefen an Stephan Balliet nicht nur romantisch geäußert haben, sondern gab auch ihre antisemitischen und rechtsextremen Neigung bekannt und relativierte seine Taten.
Und jetzt das Krasseste: Ein abgefangener Brief an den Täter soll eine skizzenhafte Anleitung zum selbstständigen Waffenbau enthalten haben, die Stephan Balliet bei einem potenziellen Ausbruch helfen sollte.
Gegen die junge Beamtin wird nun ermittelt.
52-Jährige in Halle brutal ermordet
Im September wurde Halle durch einen schrecklichen Mord erschüttert. Ein Mann kehrte in seine Wohnung zurück und fand dort seine tote Ehefrau (†52)
Aber sagte er auch die Wahrheit? Der 52-Jährige wurde zunächst als Tatverdächtiger ausgeschlossen, da er selbstständig die Polizei gerufen hatte. Allerdings wurde er Monate später doch festgenommen.
Es stellte sich heraus, dass er eine Affäre mit einer 28-Jährigen hatte, die sich bereits zusammen mit einem weiteren Tatverdächtigen (43) seit September in Untersuchungshaft befand. Dem Trio wurde vorgeworfen, "die Tat gemeinschaftlich geplant und auch umgesetzt" zu haben. Eine Obduktion ergab, dass das Opfer an Stich- und Schnittverletzungen gestorben war.
Die Ermittlungen zum genauen Tathergang und möglichen Verdächtigen dauert an.
14-jährige Josefine wurde von ihrem Ex-Freund ermordet
Der schreckliche Mordfall einer ermordeten Jugendlichen aus Aschersleben hält uns bis heute in Atem.
Am 10. November fand man die Leiche der 14-jährigen Josefine, die bereits seit einiger Zeit vermisst wurde. In der vorherigen Woche wollte sie sich ein letztes Mal mit ihrem Ex-Freund treffen, danach wurde sie vermisst. Passanten fanden die Tote schließlich hinter einem Garagenkomplex in Aschersleben.
Der 14-jährige Ex-Freund von Josefine war der Hauptverdächtige. Er wurde festgenommen und gestand die Tat wenig später. Er gab an, dass er das Mädchen "nur" bewusstlos schlagen wollte. Als dies keine Wirkung zeigte, stach er mehrmals mit einem Messer auf sie ein. An diesen Verletzungen starb die Jugendliche schließlich.
Die Ermittlungen zum genauen Tathergang und einem potenziellen weiteren Verdächtigen dauern bis heute an.
Prozess gegen Boxer Tom Schwarz
Der Prozess gegen den Boxer Tom Schwarz nahm im November 2021 ein Ende.
Der Profi-Boxer hatte im Mai 2020 seiner Ex-Freundin Tessa S. während eines Streits mit einem Faustschlag brutal den Kiefer gebrochen.
Seit April 2020 stand der 27-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.
Am 11. November 2021 fiel dann das skandalöse Urteil: Tom Schwarz bekam lediglich eine Geldstrafe von 2500 Euro.
Wenn er diese bezahlt hat, sollte das Verfahren eingestellt werden.
Leiche im Magdeburger Mehrfamilienhaus: Kripo ermittelt
Am 29. November machten Anwohner einen schrecklichen Fund: Im Nachbarhaus lag die Leiche des 23-jährigen Anwohners.
Als Polizei und Rettungskräfte vor Ort eintrafen, konnten sie nur noch den Tod des Mannes feststellen.
Er wies allerdings Verletzungen auf, die stark auf ein Tötungsdelikt schließen lassen.
Die Kriminalpolizei durchsuchte die Unfallstelle für mehrere Stunden, um Spuren zu sichern.
Im Laufe des Morgens trafen mehr und mehr Angehörige des Opfers ein, weshalb die Polizeipräsenz verstärkt werden musste.
Bisher konnten die Beamten keine Tatverdächtigen ausfindig machen. Die Ermittlungen dauern an.
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