Kommunale Wohnungswirtschaft: Großinvestitionen liegen auf Eis
Magdeburg - Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage haben zahlreiche kommunale Wohnungsverbände in Sachsen-Anhalt Großinvestitionen gestoppt.
"91 Prozent unserer Mitglieder haben uns bestätigt, dass sie alle Großinvestitionen auf Eis gelegt haben", sagte der Direktor des Verbands der Wohnungswirtschaft (VDW), Jens Zillmann, der Deutschen Presse-Agentur.
Schon jetzt seien Investitionen in den Bestand der kommunalen Wohnungen angesichts stark steigender Baukosten und einem Mangel an Handwerkern nur schwer zu stemmen.
Es sei derzeit unmöglich, wirtschaftlich zu bauen oder zu sanieren. "Auch in der Wohnungswirtschaft gelten die Grundsätze der Ökonomie."
In einem gemeinsamen Positionspapier des Bundesverbandes der Wohnungswirtschaft als Vertreter der kommunalen Wohnungsverbände und dem Deutschen Mieterbund als Interessenvertreter der Mieter heißt es, dass etwa 32 Prozent der geplanten Neubauten und 21 Prozent der geplanten Modernisierungsmaßnahmen bundesweit derzeit nicht realisiert würden.
"Die aktuelle Situation macht es uns unmöglich, zu bauen oder zu sanieren", sagt Sachsen-Anhalts Verbandsdirektor Zillmann.
VDW kritisiert Bundesregierung
Angesichts der geplanten Gesetzesänderungen durch den Bund, nach der unter anderem neu eingebaute Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden sollen, kritisiert der Verband die Bundesregierung. "Eine CO2-neutrale Sanierung ist bei den meisten unserer Wohnungen gar nicht möglich", so Verbandsdirektor Zillmann.
71 Prozent der kommunalen Wohnungen in Sachsen-Anhalt würden mit Fernwärme versorgt, die aus Gas gewonnen werde, 17 Prozent mit Öl- und Gas direkt. "Das kann man gar nicht kostenneutral umbauen." Es brauche massive Zuschüsse oder Zulagen, um diesen Missstand zu beheben.
Der Verband der Wohnungswirtschaft vertritt die Interessen von rund 81 kommunalen Wohnungsunternehmen. Etwa 650.000 Menschen in Sachsen-Anhalt leben nach Verbandsangaben in kommunalen Wohnungen.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa