"Knast-SEK": Wie eine Einheit Sachsen-Anhalts Haftzellen kontrolliert
Schkopau/Raßnitz - Drogen, Alkohol und Waffen: In Sachsen-Anhalts Gefängnissen beschaffen sich Insassen allerlei Unerlaubtes. Eine Einheit kämpfte am Dienstag dagegen mit unangekündigten Kontrollen.
"Aufschluss", hallt es um 6 Uhr morgens durch die Gänge im Haus 2 der Jugendanstalt in Raßnitz. Dann schließen die 23 Vollzugsangestellten die 19 Haftzellen auf und betreten die Räumlichkeiten der Insassen.
Ruhig, aber bestimmt werden die jungen Straftäter nach draußen gebeten und in einen anderen Gebäudeteil überführt. Anschließend beginnen die in Schuss- und Stichwesten gekleideten Einsatzkräfte mit der Kontrolle der Zellen. Mit dabei sind Spürhunde, Detektoren und Rammböcke.
Ein solcher Einsatz des sogenannten Besonderen Sicherheits- und Revisionsdienstes (BSRD) in den Haftanstalten Sachsen-Anhalts ist durchaus üblich. Etwa 12 Kontrollen würden insgesamt in allen Einrichtungen pro Jahr durchgeführt, erklärt der Leiter der Einheit, Ralf Fiedler. Ziel sei es, verbotene Gegenstände wie Waffen oder Speichermedien sowie Alkohol und Drogen zu finden.
Der BSRD übernimmt solche groß aufgezogenen Aktionen für Sachsen-Anhalt. Die Akteure sind Nebenbedienstete und gingen im Hauptberuf meist einer Tätigkeit an den vier Haftanstalten des Landes nach, so Fiedler.
Auf der Suche nach Speichermedien und Handys in Jugendanstalt Raßnitz
Bis ins kleinste Detail filzen die Beamten an diesem Dienstagmorgen die Zellen. Steckdosen werden aufgeschraubt, Kleidungsstücke und Bettzeug gründlich inspiziert, selbst zwischen die gelagerten Weißbrotscheiben geht ein Blick.
Den ersten Fund macht der dienstälteste Spürhund Nero: Er hat einen winzigen USB-Stick gefunden. Solche Speichermedien sind in den Vollzugsanstalten grundsätzlich verboten. Oft befände sich darauf Musik, die "sicher auch den Verfassungsschutz interessieren würde", erklärt Fiedler. Auch pornografisches Material werde darauf häufig entdeckt.
Kurze Zeit später schlägt "Nero" wieder an: Diesmal ist es eine Plastikflasche, gefüllt mit einem unappetitlich aussehenden, braunen Inhalt. Das sei ein "Weinansatz", erklärt Fiedler. Da in der Einrichtung ein striktes Alkoholverbot herrsche, setzten einige Häftlinge ihren eigenen Alkohol an.
Dazu gehöre meist nur etwas Brot, um durch die darin enthaltene Hefe den Gärungsprozess in Gang zu bringen, sowie zuckerhaltige Flüssigkeiten wie Säfte. "Bei solchen Sachen werden die Insassen durchaus kreativ", sagt Fiedler.
Der dritte Fund regt selbst Fiedler zum Schmunzeln an: Auf der Rückseite einer Pinnwand wurde ein mögliches Versteck für ein Handy geschürft. Doch statt eines Handys finden die Einsatzkräfte darin einen Taschenrechner mit einem Zettel, auf dem steht: "Zu spät." "Sowas nehmen wir sportlich."
Der BSRD übernimmt die gründlichen Untersuchungen, für die im Gefängnisalltag oft keine Zeit bleibt. Die oft auch als "Knast-SEK" bezeichnete Einheit gibt es seit 30 Jahren. Aktuell arbeiten 42 Bedienstete für das BSRD.
Titelfoto: Jan Woitas/dpa