Jung, selbstbewusst, ostdeutsch: Simon ist der Elon Musk des Ostens
Lutherstadt Wittenberg - Wegen fehlender Perspektiven zieht es viele junge Menschen direkt nach der Schule aus der ostdeutschen Provinz in westdeutsche Metropolregionen. Dass es auch anders geht, indem man bleibt, wo man herkommt, beweist ein junger Mann aus Wittenberg (Sachsen-Anhalt).
Simon Schandert hat das in 80 Länder exportierende Unternehmen Tesvolt AG mitbegründet, das Batteriespeicher für Gewerbekunden herstellt, wie in der ZDF-Dokumentation "Wir bleiben! Jung. Ostdeutsch. Selbstbewusst." erläutert wird.
Sein Lebensmotto steht sogar in großen Lettern auf einer hohen Hallenwand: "Alles Große in unserer Welt geschieht nur, weil jemand mehr tut als er tun muss."
Schandert stammt aus Wittenbergs Nachbarörtchen Zahna, studiert später in Berlin, kommt dort mit einem Kumpel auf die Idee der Firmengründung. "Für uns war klar, dass wir Fläche und Platz brauchen, wenn unsere Idee wirklich aufgeht. Fläche und Platz ist in Berlin nicht vorhanden."
Die Männer entschieden sich für die Rückkehr in die Heimat. Wittenberg besitze eine ausgeprägte Kultur, familiäres Umfeld und gute Gastronomie. Wichtig, damit ihre Aktiengesellschaft auch für die Angestellten attraktiv ist und bleibt.
180 sowohl west- als auch ostdeutsche Mitarbeiter zählt das Unternehmen - Tendenz steigend.
Wir bleiben! Jung. Ostdeutsch. Selbstbewusst.: "Ich vergleich' mich ungern mit solchen Persönlichkeiten"
Begünstigt haben dürften die Firmengründung auch Simons Eltern. Papa Roland machte sich nach der Wiedervereinigung als Elektriker selbstständig und Mama Sabine stand schon in der DDR immer in einem Beschäftigungsverhältnis.
"Das hat die Kinder geprägt, weil man immer berufstätig war und sie waren selbstständig, mussten oft allein bleiben", erklärt sie.
Auf die Frage, ob er Elon Musk (51) des Ostens sei, antwortet Schandert: "Ich vergleich' mich ungern mit solchen Persönlichkeiten, das müssen andere Leute entscheiden."
Carsten Schneider, (46, SPD) der Ostbeauftragte der Bundesregierung, sieht Potenzial bei Menschen aus den Neuen Bundesländern.
"Wir können die unfassbare Fähigkeit in die Gesellschaft einbringen, aus nichts etwas zu machen und Herausforderungen - so groß sie auch sind - irgendwie annehmen zu müssen und sich nicht umwerfen zu lassen", so der gebürtige Erfurter.
"Die sechs Millionen Menschen haben ein ganzes System mit umgeworfen und sind auch nicht mit dem goldenen Löffel geboren, sondern die Allermeisten haben sich das hart erarbeitet." Dies seien Fakten, auf die man stolz sein könne. "Da geht man auch mit Krisen und Zweifeln anders um."
Die ganze Doku mit weiteren Protagonisten strahlt das ZDF am Montag um 19.30 Uhr aus. In der Mediathek gibt's sie schon jetzt.
Titelfoto: Bildmontage: John Raoux/AP/dpa, ZDF/Lars Seefeldt