Hohe Nachfrage bei Kleiderkammern in Sachsen-Anhalt

Halle (Saale)/Magdeburg - Die Kleiderkammern in Sachsen-Anhalt verzeichnen einen deutlichen Zulauf. Hier kann jeder für wenig Geld kaufen. Gefragt ist alles, was warm hält. Jacken, Pullover, Schal und Socken sind begehrt und schnell verkauft.

Das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie verzeichnen aktuell hohe Nachfragen bei Kleiderkammern für Bedürftige.
Das Deutsche Rote Kreuz und die Diakonie verzeichnen aktuell hohe Nachfragen bei Kleiderkammern für Bedürftige.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Kleiderkammern sind ein fester Bestandteil bei der Unterstützung von Bedürftigen. "Bei der Diakonie Mitteldeutschland ist seit einem Jahr eine steigende Nachfrage zu beobachten", sagte Sprecher Frieder Weigmann.

"Es sind vielerorts etwa 20 bis 30 Prozent mehr Kundinnen und Kunden, die günstige Kleidung und Haushaltsgegenstände nachfragen." Ein Grund sei der Zuzug von Geflüchteten aus der Ukraine.

Zudem sei aber auch zu beobachten, dass vermehrt Rentner und Familien mit mehr als drei Kindern die Kleiderkammern aufsuchen. Es gebe keine fixierten Preise, sondern es werde immer ein kleiner Obolus erbeten.

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Einen Nachweis über die Bedürftigkeit gibt es nicht. Die Diakonie erhalte ausreichend Spenden. "Die Sachspenden lassen sich in drei Kategorien einteilen: Es gibt qualitativ sehr hochwertige Kleidung und Dinge, die neuwertig erscheinen und offenbar gar nicht oder wenig benutzt wurden. Dann gibt es Spenden, die in einem sehr guten und gepflegten Zustand eingehen, wo aber zum Beispiel der braune Anzug aus DDR-Produktion keinen Abnehmer finden wird", sagte Weigmann.

Die dritte Kategorie seien minderwertige Sachen. Hier werden die Kleiderkammern als Entsorger missbraucht. Für die Hilfeeinrichtungen entstehen dadurch zusätzliche Kosten.

30 Prozent mehr Zulauf in Wanzleben

Die sozialen Kleiderläden sind auf Spenden angewiesen.
Die sozialen Kleiderläden sind auf Spenden angewiesen.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Auch das Deutsche Rote Kreuz registriert derzeit eine hohe Nachfrage. In den "Sozialen Kleiderladen" in Wanzleben (Landkreis Börde) kommen monatlich rund 300 Kunden.

"Die Winterware ist gefragt und im Moment ständig ausverkauft. Ein Pullover kostet beispielsweise zwei Euro, eine Jacke wird hier für drei Euro verkauft", sagte die Leiterin Barbara Schürmann.

"Der Zulauf hat sich in etwa um 30 Prozent erhöht, zum Teil auch durch die vielen Flüchtlinge." Die Spendenfreudigkeit habe aber nicht abgenommen.

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"Es wird auch Geschirr, Hygieneartikel, Bettwäsche, Handtücher, Unterwäsche, Kindersachen, Spiele, Taschen, Mützen, Gürtel verkauft", sagte Schürmann. "Im Kleiderladen schauen wir nicht auf die Bedürftigkeit, da kann jeder kommen."

Die "Arbeits- und Bildungsinitiative Sangerhausen" (ABI) unterhält drei Läden, in Hettstedt, Eisleben und Sangerhausen. "Es kommen mehr Kunden, weil wir auch mehr Flüchtlinge haben. Aber die Nachfrage aus der ärmeren Bevölkerung ist nicht gestiegen, bei den Tafeln ist die Situation anders", sagt ABI-Geschäftsführerin Lydia Freimann.

"Renner sind neben den Textilien die Haushaltsgegenstände, wie Töpfe, Pfannen, Bestecke, eben das, was teuer ist." Die Bedürftigen zahlen einen geringen Betrag.

Überwiegende Kunden sind Flüchtlinge und ältere Menschen

Grund für die gestiegene Nachfrage sind unter anderem die geflüchteten Menschen aus der Ukraine.
Grund für die gestiegene Nachfrage sind unter anderem die geflüchteten Menschen aus der Ukraine.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

In die Kleiderkammer Sangerhausen kommen mittlerweile etwa 20 Prozent mehr Menschen.

"Neben Flüchtlingen sind es alleinstehende Mütter und auch ältere Menschen", sagt Sabine Höfel von der Arbeiterwohlfahrt Sangerhausen.

"Frauen nutzen die Kleiderkammer mehr, weil es für sie auch ein größeres Angebot gibt." Für eine kleine Spende gibt es auch Geschirr, Gardinen, Bettwäsche, Handtücher und Kinderkleidung, das sei alles sehr gefragt.

"Die Dinge stammen ausschließlich von privaten Spendern, die Spendenbereitschaft ist gleich geblieben", sagt Höfel.

Das "Evangelische Kirchspiel Aschersleben" unterhält ein Kaffee mit Kleiderladen. "Pro Tag kommen zwischen 9.00 und 13.00 Uhr etwa 50 Kunden", sagt die Leiterin Britta Friedelak.

"Die Zahl der Kundschaft hat zugenommen." Jacken, Hosen, warme Pullover sind jetzt nachgefragt. Auch mit Kindersachen sei der Laden gut bestückt.

"In die Kleiderkammer kann jeder kommen, da sind auch umweltbewusste Menschen dabei, aber das ist nicht die Masse", sagt Friedelak. Ebenso gebe es für kleines Geld Haushaltsdinge wie Bettwäsche, Geschirr und Spielzeug.

"Die Gemeinde will den Laden auch in der Krise weiterführen", fügt Friedelak hinzu.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

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