Im Mittelalter verschwunden: Über 400 Funde in untergegangenem Dorf entdeckt
Harzgerode - Die Reste eines im Mittelalter verschwundenen Dorfes bei Harzgerode (Landkreis Harz) sollen ab kommendem Dienstag freigelegt werden.
"Bei Voruntersuchungen im Frühjahr sind typische Siedlungsspuren des Mittelalters entdeckt worden", sagte Archäologin und Grabungsleiterin Anna Swieder der Deutschen Presse-Agentur. "Insgesamt gab es über 400 Einzelfunde aus dem 13. und 14. Jahrhundert."
Unter anderem fanden sich im Siedlungsbereich sogenannte Schwertortbänder. Das sind metallene Beschläge auf der Spitze einer Schwertscheide. Das Ortband verhinderte, dass die Schwertspitze nach außen drang und den Träger verletzen konnte.
"Ebenso gab es keramische Scherben, Reste von Messerklingen, Reitersporen, einen großen eisernen Schlüssel, kleine Applikationen und Anhänger, Silbermünzen und viele Dachziegelfragmente", sagte Swieder.
Das Siedlungsgebiet ist recht feucht, eventuell haben sich organische Reste erhalten. "Unsere Hoffnung ist, dass naturwissenschaftliche Methoden, wie dendrologische Bestimmungen, C-14 Analysen oder Pollen-Analytik möglich sind", sagte Swieder.
Etwa 100 Orte in der Region Harz verschwunden
"Im Unterharz gab es damals eine regelrechte Wüstungswelle und viele kleinere Orte wurden aufgegeben." Etwa 100 Orte verschwanden in der Region Harz. Allgemein vermuten die Wissenschaftler als Gründe für Wüstungen Krankheiten wie die Pest, Klimaveränderungen oder Kriege.
Die Grabung läuft bis zum 14. Oktober in Kooperation mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und der Universität Göttingen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa