Hallenser planen Südsee-Expedition, um Schiffswrack aus dem Ersten Weltkrieg zu bergen!

Halle (Saale) - Marine- und Geschichtsbegeisterte aus Halle sind einem Schiff auf der Spur, das im Ersten Weltkrieg unter kaiserlicher Flagge bis in den Pazifik segelte. Die Hallenser wollen Überreste aus der Südsee bergen.

Matthias Maurer, Vorsitzender der Felix Graf von Luckner Gesellschaft. Er und weitere Mitglieder der Gesellschaft aus Halle wollen Überreste des Schiffs vom legendären "Seeteufel" aus der Südsee bergen.
Matthias Maurer, Vorsitzender der Felix Graf von Luckner Gesellschaft. Er und weitere Mitglieder der Gesellschaft aus Halle wollen Überreste des Schiffs vom legendären "Seeteufel" aus der Südsee bergen.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Fast immer wenn Matthias Maurer und Michael Muchau im Luckner-Museum in Halle die große Übersichtskarte des Pazifischen Ozeans betrachten, geraten sie ins Schwärmen. Mopelia, ein winzig kleines Inselatoll in der Südsee, hat es beiden Männern angetan. Doch nicht die unbekannte Ferne, die weißen Strände und das klare Wasser sind der Anlass dafür.

Maurer, Präsident der 250 Mitglieder zählenden internationalen Felix Graf von Luckner Gesellschaft, weiß seit früher Jugendzeit, dass nahe der Küste von Mopelia, unterhalb eines Korallenriffs, das Wrack vom "Seeadler" liegt.

Bis zum dem Schiffbruch vor jener Insel stand der stattliche Dreimaster unter dem Kommando von Felix Graf von Luckner (1881-1966). Kaperfahrten führten das unter kaiserlichen Flagge segelnde Schiff im Ersten Weltkrieg bis weit in den Pazifischen Ozean. Dort versenkte der Hilfskreuzer zahlreiche feindliche Schiffe. "Wir wollen zur Untergangsstelle des 'Seeadlers' und versuchen, einige Gegenstände des verunglückten Schiffs zu bergen", erzählt Maurer.

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Das kleine Insel-Atoll in der Südsee, das für den 52-Jährigen und seine Freunde eine Art ein Traumziel ist, wurde für Luckner und die Besatzung vor 105 Jahren fast zum Alptraum.

"Ursache für den Schiffbruch am 2. August 1917 war wahrscheinlich ein Navigationsfehler. Luckner, der vor der Lagune ankern ließ, erfand ein Seebeben als Grund für die Havarie, wohl hauptsächlich um sich und die wachhabenden Offiziere vor einem Kriegsgericht zu bewahren", meint Maurers See-erfahrener Freund Michael Muchau, Vorsitzender des Marinevereins Halle/Saale.

Taucher wollen Teile von Wrack vom Grund der Südsee bergen

Ein Modell des "Seeadlers" steht in einer Vitrine im Museum der Gesellschaft.
Ein Modell des "Seeadlers" steht in einer Vitrine im Museum der Gesellschaft.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Beim Unglück des kaiserlichen Hilfskreuzers kam niemand an Bord zu Schaden. Der Kommandant behielt die Nerven, handelte besonnen und sorgte für die Mannschaft und die Gefangenen, insgesamt 105 Menschen.

Dass der in Pennrich bei Dresden am 9. Juni 1881 geborene Graf auf seinen Kaperfahrten angeblich alle Besiegten mit Anstand und Respekt behandelte, bildete die Basis für seine unglaubliche Popularität.

Ausführlich beschrieb Luckner seine Erlebnisse 1920 im "Seeteufel". Dem in 24 Sprachen übersetzten Bestseller verdankte der umtriebige Wahl-Hallenser auch den außergewöhnlichen Spitznamen "Seeteufel". Auf vielen Vortragsreisen insbesondere in den USA warb der ehemalige Kaperkapitän für Völkerverständigung und gewann die Herzen der Zuhörer, berichtet Schriftsteller Wolfgang Seilkopf aus Halle, der mehrere Luckner-Biografien veröffentlich hat und über ein umfangreiches Seeteufel-Archiv verfügt.

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"Ende des Zweiten Weltkriegs führte Luckners Popularität dazu, dass US-Truppen ihn als Verhandlungspartner für die kampflose Übergabe der Stadt Halle suchten", nennt Seilkopf den Hauptgrund für sein großes Interesse am Thema.

Den Auslöser für die geplante Expedition in die Südsee gab übrigens ein Anruf eines Unterwasser-Archäologen bei Matthias Maurer. Florian Huber aus Bayern tauchte 2021 in der Südsee, an der Untergangstelle der "Seeadler", und Huber erzählte Maurer davon.

Zwar sei vom Wrack des Dreimasters nicht mehr viel übrig, aber einige markante Gegenstände lägen noch unterhalb des Riffs auf dem Grund, unter anderem die Anker, Teile des Diesel-Hilfsmotors und ein Bordgeschütz.

Matthias Maurer steht mit einem von der "Seeadler" geborgenen Bullauge im Luckner-Museum. Während der Expedition sollen noch weitere Wrack-Teile gefunden werden.
Matthias Maurer steht mit einem von der "Seeadler" geborgenen Bullauge im Luckner-Museum. Während der Expedition sollen noch weitere Wrack-Teile gefunden werden.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Lage von Goldschaft auf Bein von totem Kapitän tätowiert

Bücher vom „Seeteufel“, ein Maori-Dolch, Tabak und ein Bullauge: Felix Graf von Luckner gilt als sagenumwobener Abenteurer.
Bücher vom „Seeteufel“, ein Maori-Dolch, Tabak und ein Bullauge: Felix Graf von Luckner gilt als sagenumwobener Abenteurer.  © Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

Huber ist längst in Fachkreisen bekannt. Erst vor wenigen Monaten hatte sein Tauch-Team für internationale Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt, als es in der Geltinger Bucht (Ostsee) mehrere "Enigma" bergen konnte - Chiffrier-Maschinen aus U-Booten, die im Zweiten Weltkrieg insbesondere von der deutschen Marine im Funkverkehr zum Chiffrieren geheimer Nachrichten genutzt wurden.

"In der Südsee wollen wir ein Bergungsschiff chartern, brauchen eine Genehmigung der Behörden und hoffen auf finanzielle Unterstützung", nennt der Jurist Maurer wichtige Voraussetzungen für die Expedition zu dem zu Französisch-Polynesien gehörenden Insel-Atoll. Wenn alles wunschgemäß verläuft, könnten einige Gegenstände vom Wrack nach Halle ins kleine Luckner-Museum kommen, das in der Bernburger Straße 7 die Erinnerung an den "Seeteufel" bewahrt.

"Vielleicht gelingt es sogar, ein Bordgeschütz zu heben, das könnte dann auf unserem Hof stehen." Bei ihrer Expedition in die Südsee wollen Maurer und seine Freunde auch einer umstrittenen Legende auf den Zahn fühlen: "Luckner soll das bei den Kaperfahrten erbeutete Geld nach dem Schiffbruch auf Mopelia vergraben haben. Die Lage des Schatzes hat er sich auf ein Bein tätowieren lassen. Davon existieren Fotos."

Dass der "Pirat des Kaisers" gern auch Seemannsgarn erzählte, wissen die Mitglieder Graf-Luckner-Gesellschaft, deshalb wäre für sie die Schatzsuche auch nur eine Art Zugabe bei der Reise in die Südsee.

Im Hallenser Stadtrat gab es in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach Meinungsverschiedenheiten über Luckners Rolle während der NS-Zeit. Für die Anhänger des Offiziers und Schriftstellers überwiegt aber seine bedeutende Rolle im April 1945 bei der Rettung der Saalestadt vor der Zerstörung.

Titelfoto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa

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