Junkies wollen mit Substitution raus aus Drogensucht: "Ohne das Programm wäre ich tot"

Leipzig/Halle (Saale) - Suchtersatzmittel wie Polaflux oder Subotex sollen Menschen aus der Drogensucht und zurück in ein halbwegs normales Leben helfen. Wie die Reporter des MDR-Format "exactly" herausfanden, ist es für Betroffene leider gar nicht so leicht in ein solches Substitutionsprogramm zu kommen.

Patrick aus Halle hat an einem Substitutionsprogramm teilgenommen. Seitdem geht es aufwärts für ihn.
Patrick aus Halle hat an einem Substitutionsprogramm teilgenommen. Seitdem geht es aufwärts für ihn.  © MDR/Thomas Kasper

Für die Doku begleitete "exactly"-Reporter Thomas Kasper drei junge Menschen aus Halle, die auf Hilfe angewiesen waren oder sind, um der Drogensucht zu entkommen.

Der Hallenser Patrick etwa lebte lange auf der Straße und nahm täglich Heroin und andere harte Drogen. Im Januar 2023 dann der Wendepunkt: Nachdem er an einem Substitutionsprogramm teilnehmen konnte, hat er eine eigene Wohnung und konsumiert den eigenen Angaben nach "nur noch Cannabis und ein Bier" am Tag.

"Es gibt verschiedene Sachen, die man nehmen kann: Subutex, Polaflux, Buprenaddict. Ich komme mit meinen Pola-Tabletten sehr gut klar, begehe keine Straftaten mehr. Wenn ich nicht in so ein Programm gekommen wäre, wäre ich tot", gibt der junge Mann zu.

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Unter Substituten versteht man Substanzen, die den Suchtdruck unterdrücken und den Abhängigen ermöglichen, einen normalen Alltag zu leben.

Suchtmedizin mangelt es an Nachwuchs

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Die Ärztin Rita Meinhardt behandelt Suchtkranke in ihrer Praxis in Dresden. Sie ist mittlerweile eine der wenigen Medizinerinnen in diesem Fachgebiet.  © MDR/Thomas Kasper

Auch der 28-jährige Maxim ist obdachlos, drogenabhängig und will sich durch ein Substitutionsprogramm helfen lassen. Doch einen Platz zu bekommen, ist gar nicht so leicht. "Ich hab' einen Antrag gestellt und soll in ein paar Tagen zum Zweitgespräch kommen. Das sind drei Tage, bis es losgeht. Irgendwie wird das schon klappen", hofft der Hallenser.

Studien aus Spanien haben schon in den 90er-Jahren nachgewiesen, dass Substitution die Sterblichkeit der Drogenabhängigen senkt und ein Wiedereinstieg ins Leben gelingen kann.

Doch der Weg dahin ist trotzdem kompliziert und langwierig - zumindest in Deutschland. Während in Ländern wie Spanien oder Norwegen mehr als 85 Prozent aller Drogensüchtiger in einem solchen Programm untergebracht sind, sind es hierzulande mit 49 Prozent nur knapp die Hälfte.

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"Wir haben altersbedingt einen sukzessiven Rückgang behandelnder Ärzte und Ärztinnen. Viele, die die Behandlung mit aufgebaut haben, gehen in den Ruhestand und es fehlt an Nachwuchs. Dabei ist es nicht mal so, dass die Suchtmedizin kein interessantes Feld wäre - es taucht in den Studiengängen nur kaum auf", bemängelt Dirk Schäffer von der deutschen Aidshilfe.

Was gegen diesen Missstand getan werden muss und ob Maxim einen Platz in dem Substitutionsprogramm bekommt, seht Ihr am morgigen Mittwoch um 20.45 Uhr im MDR oder schon jetzt auf YouTube.

Titelfoto: MDR/Thomas Kasper

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