Geleakte Daten: Passwörter von Landesabgeordneten im Darknet entdeckt

Von Simon Kremer

Magdeburg - Im Darknet sind Login-Daten von zahlreichen deutschen Landtagsabgeordneten aufgetaucht - davon auch viele von Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt.

67 Prozent der Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt sein von dem Daten-Leak im Darkweb betroffen. (Symbolbild)
67 Prozent der Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt sein von dem Daten-Leak im Darkweb betroffen. (Symbolbild)  © Nicolas Armer/dpa

Wie das Schweizer IT-Unternehmen Proton mitteilte, fand es bei einer Recherche die Zugangsdaten für zahlreiche Anwendungen von 241 deutschen Landtagsabgeordneten. Sachsen-Anhalt habe bundesweit den höchsten Prozentsatz betroffener Konten gehabt, so das Unternehmen.

Die betroffenen Politikerinnen und Politiker nutzten ihre offiziellen E-Mail-Adressen dabei unter anderem, um Konten auf Webseiten wie Dropbox, Linkedin oder Adobe anzulegen.

Wie das ZDF berichtet, seien dienstliche E-Mail-Adressen auch bei Anbietern genutzt worden, die nichts mit der politischen Arbeit zu tun hätten - teilweise sogar bei Webseiten mit nicht jugendfreiem Inhalt.

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Auch bei den betroffenen Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt finden sich zahlreiche der E-Mail-Adressen, die die Abgeordneten auf der offiziellen Seite des Landtags als Kontaktmöglichkeit angegeben haben, in den veröffentlichten Daten - teilweise mit unverschlüsselt vorliegenden Passwörtern dazu. Unklar ist, wie alt oder aktuell die vorliegenden Zugangsdaten waren.

Anmeldedaten für Fitnessapps, Musikstreaming und Social-Media

AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke (54) war nicht bekannt, dass seine Daten im Darkweb zu finden sind. (Archivbild)
AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke (54) war nicht bekannt, dass seine Daten im Darkweb zu finden sind. (Archivbild)  © Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Auch bei den Abgeordneten aus Sachsen-Anhalt wurden die auf der Landtagsseite angegebenen E-Mail-Adressen nicht nur für dienstliche Belange genutzt, wie eine Recherche der Deutschen Presse-Agentur zeigt.

So sind mit den E-Mail-Adressen und Passwörtern auch Konten bei Fitness- oder Wanderapps, bei Social-Media-Accounts, Microsoft, Myspace und anderen Diensten verknüpft.

"Dass meine Mailadresse im Darknet zu finden ist, war mir nicht bekannt", sagte der AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Lieschke (54). "Mir ist kein illegaler Zugriff auf meine Daten bekannt."

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Ein Bundestagsabgeordneter aus Sachsen-Anhalt, dessen Daten sich ebenfalls im Darknet finden, teilte mit, dass auf vielen Geräten die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert sei. Ein Login mit einem Passwort reiche nicht, sondern bei jeder Anmeldung werde zusätzlich ein Code generiert, der als SMS aufs Handy geschickt werde.

Das Darknet ist ein verborgener Teil des Internets, der nur mit spezieller Software erreichbar ist und weitgehende Anonymität bieten soll. Kriminelle nutzen es daher häufig für den Handel von Drogen, Waffen, Kinderpornografie oder eben den Handel mit gestohlenen Anmeldedaten.

67 Prozent der Mail-Adressen von Landtagsabgeordneten betroffen

Zusammen mit dem Cybersecurity-Unternehmen "Constella Intelligance" hatte Proton das Darknet nach den Abgeordnetendaten durchsucht. Die Recherche ist Teil einer größeren Analyse, die das Unternehmen bereits unter anderem mit Daten aus dem EU-Parlament und mehreren europäischen nationalen Parlamenten durchgeführt hat.

Mit einer Rate von 67 Prozent seien dabei die Landtagsabgeordneten aus Sachsen-Anhalt mit weitem Abstand am häufigsten betroffen, teilte Proton mit. Das liege weit über dem Durchschnitt und zeige, "dass dort ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Landtagsabgeordneten besteht".

Die CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt teilte mit, dass die Geschäftsstelle seit mehreren Monaten einen umfassenden Leitfaden zur Informationssicherheit erarbeite. Dieser werde zeitnah in Kraft treten.

Titelfoto: Nicolas Armer/dpa

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