Evangelischer Pfarrer verliert Amt, weil er für die AfD antritt

Gatersleben - Nachdem Martin Michaelis vor wenigen Monaten den Pfarrbereich Gatersleben (Salzlandkreis) übernommen hat, wurde ihm die Beauftragung durch die Kirche nun wieder entzogen. Michaelis soll auf der Liste der AfD für den Stadtrat in Quedlinburg (Landkreis Harz) kandidieren.

Martin Michaelis übernahm vor wenigen Monaten den Pfarrbereich in Gatersleben. Dem Pfarrer wurde nun jedoch die Beauftragung entzogen. (Archivbild)
Martin Michaelis übernahm vor wenigen Monaten den Pfarrbereich in Gatersleben. Dem Pfarrer wurde nun jedoch die Beauftragung entzogen. (Archivbild)  © Sebastian Willnow/dpa

"Es ist zwar im Interesse der Kirche, dass sich Pfarrerinnen und Pfarrer auch politisch engagieren, dies gilt jedoch nicht für das Engagement in Parteien, die verfassungsrechtlich fragwürdige Positionen einnehmen", so Michael Lehmann, Personaldezernent der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in einer offiziellen Pressemitteilung.

Michaelis soll bei der Kommunalwahl in Quedlinburg am 9. Juni als Parteiloser für die AfD antreten.

"Mit der Kandidatur für die AfD unterstützt Herr Michaelis das Gedankengut der AfD", so Lehmann weiter. Für die EKM sei diese Entscheidung jedoch nicht vertretbar.

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Wie EKM mitteilte, hat der Kirchenkreis Egeln dem Pfarrer bereits zum 15. März die Beauftragung entzogen.

Michaelis kritisiert Kirchenleitung

Michaelis soll am 9. Juni bei der Kommunalwahl in Quedlinburg als Parteiloser für die AfD antreten. (Symbolbild)
Michaelis soll am 9. Juni bei der Kommunalwahl in Quedlinburg als Parteiloser für die AfD antreten. (Symbolbild)  © Carsten Koall/dpa

Wie der Pfarrer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte, kritisiere er die Kirchenleitung scharf. Diese bewege sich seiner Einschätzung nach außerhalb des Rechts.

Zudem gebe es für die Entscheidung der EKM keine stichhaltige theologische Begründung. Die Kandidatur dürfe ihm außerdem nicht zum Nachteil ausgelegt werden, da es sich um freie Wahlen handele.

Dass der Verfassungsschutz die AfD in Sachsen-Anhalt als gesichert rechtsextremistische Bestrebung einstuft, halte er laut dpa für ein durchsichtiges Manöver.

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Ihm ginge es politisch in Quedlinburg vor allem um Fragen des Denkmalschutzes.

Auf "Querdenker"-Veranstaltung gesprochen: Pfarrer Michaelis schon zuvor in der Kritik

Michaelis war laut MDR-Bericht schon zuvor in die Kritik geraten. Während der Corona-Pandemie hatte er sich öffentlich gegen staatliche und kirchliche Infektionsschutzregeln geäußert. Zudem hatte er öfter auf Veranstaltungen im "Querdenker"-Milieu gesprochen.

Der Thüringer Pfarrverein hatte Michaelis daraufhin im April 2022 nach fast 20 Jahren als Vorsitzenden abgewählt. Ende September 2023 schied er aus dem Vorstand des Verbands evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer aus. Michaelis schob die Vorwürfe damals von sich.

Auch ein Disziplinarverfahren der EKM wies keine Verstöße gegen die Grundsätze auf. Das Verfahren wurde daraufhin eingestellt.

Erstmeldung: 25. März, 17.41 Uhr. Zuletzt aktualisiert: 25. März, 18.58 Uhr.

Titelfoto: Bildmontage: Carsten Koall/dpa, Sebastian Willnow/dpa

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