Buttersäure und geklaute Flaggen: Anstieg gezielter Aktionen gegen Christopher Street Day
Magdeburg - Die Hansestadt Stendal ist am heutigen Samstag die neunte Stadt in Sachsen-Anhalt, in der sich die queere Community zum Christopher Street Day (CSD) trifft. Dabei verändern sich Gegenproteste.
Es habe mehr vorbereitete intensive Aktionen von Rechts gegeben, sagt Falko Jentsch, Vorstand des Christopher Street Days Sachsen-Anhalt. Die Aktionen seien zum Teil sehr viel organisierter gewesen als in den Vorjahren.
In Sachsen-Anhalt finden in diesem Jahr insgesamt zehn Christopher Street Days statt. Die Bilanz sei gemischt, sagt Jentsch.
In diesem Jahr hätten sich auch viele regionale Firmen und antifaschistische Gruppen an den Umzügen beteiligt. "Man merkt, dass der CSD keine Veranstaltung einer Randgruppe ist."
Zwischenfälle im vergangenen Jahr etwa in Weißenfels oder in diesem Jahr im sächsischen Bautzen hätten allerdings auch dazu geführt, dass Interessierte in diesem Jahr teilweise Veranstaltungen ferngeblieben seien.
Dafür seien neue Gruppen wie die "Omas gegen Rechts" dazugekommen.
Buttersäure sollte CSD verhindern
In den sozialen Netzwerken sei teilweise deutschlandweit massiv für rechte Aktionen bei den CSD aufgerufen worden, sagte Jentsch.
In Wernigerode seien etwa Regenbogenflaggen in der Woche vor dem CSD gestohlen worden. Anschließend seien sie beschmiert und in der Nacht vor dem CSD wieder gezielt angebracht worden.
In Köthen hätten Unbekannte in der Nacht vor der Veranstaltung den Marktplatz mit Buttersäure besprüht und Nägel und Schrauben großflächig verteilt. Das alles zeige Wirkung, sagt Jentsch.
Es gebe teilweise Absagen und Behörden oder Geschäfte, die in der Vergangenheit Regenbogenflaggen aufgehängt hätten, seien vorsichtiger geworden.
Nach Angaben der Veranstalter nahmen in diesem Jahr rund 17.000 Menschen an den verschiedenen CSD im Land teil. Dies seien in etwa so viele Personen wie im Jahr zuvor.
Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa