Bestattungsgesetz: Muslime in Sachsen-Anhalt warten auf Wegfall der Sargpflicht
Magdeburg - Muslime in Sachsen-Anhalt warten gespannt auf den Wegfall der Sargpflicht, um die Toten im Tuch zu bestatten.
"Alle Muslime, die ich kenne, haben sich gefreut, als sie gehört haben, dass die Landesregierung das ändern möchte", sagte der Vorsitzende des Dachverbands der Islamischen Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Moawi al-Hamid, der Deutschen Presse-Agentur. "Diese Tradition, die Toten nach islamischem Gesetz zu bestatten, spielt für uns eine große Rolle."
Sachsen-Anhalt ist eines der letzten Bundesländer, in denen ein Sarg bei einer Erdbestattung noch Pflicht ist.
Die Landesregierung hatte Anfang des Jahres angekündigt, das Bestattungsgesetz zu ändern, um auch Tuchbestattungen zu ermöglichen.
Im Islam und Judentum werden die Toten in einem weißen Leichentuch bestattet.
Zahl muslimischer Bestattungen in Sachsen-Anhalt gering
Trotz der Sargpflicht haben sich einige Städte im Land auf muslimische Beerdigungen eingestellt. Vor rund 20 Jahren wurde in der Landeshauptstadt Magdeburg auf dem Westfriedhof extra ein Areal für muslimische Bestattungen eingerichtet. Die Gräber sind nach Mekka in Saudi-Arabien ausgerichtet. Die Flächen dürfen nach der Ruhezeit nicht wieder belegt werden. Ähnliche Flächen gibt es auch auf Friedhöfen in Halle, Stendal, Salzwedel und Zeitz.
Insgesamt ist die Zahl der Bestattungen in Sachsen-Anhalt gering, wie eine Untersuchung der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland zeigt. Früher hätten viele Familien ihre Verstorbenen in die Heimat gebracht, um sie dort zu bestatten, sagt al-Hamid.
Inzwischen lebten die Familien aber oft komplett in Sachsen-Anhalt und wollten ihre Verstorbenen in der Nähe haben. Zudem sei es auch ein Kostenfaktor, den viele Familien scheuten.
Der Vorsitzende des Dachverbands der Islamischen Gemeinden hofft, dass der Landtag das Bestattungsgesetz zügig ändert.
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