Alte Meister: Üppige Kunstsammlung lagert in Schloss, doch niemand kann sie sehen
Dessau-Roßlau - Was bringt die Kunst, wenn sie keiner sehen kann? Dieser Frage muss sich die Stadt Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt stellen. Im Besitz der Verwaltung ist eine üppige Gemäldegalerie voller alter Meister - nur können diese aktuell wegen einer nicht funktionierenden Klimaanlage nicht aufgehängt werden.
Der ZDF-Länderspiegel beschäftigte sich am Samstag mit dem Dilemma der alten Gemäldesammlung.
Darin enthalten: unter anderem Gemälde von alten Meistern wie Lucas Cranach oder Peter Paul Rubens. Vor knapp 200 Jahren ging die Galerie in den Besitz des Schloss Georgium in Dessau über - bis zum Jahr 2010 konnten die Meisterwerke auch noch von den Besuchern bestaunt werden.
2010 begannen dann aufwendige Sanierungsarbeiten am Schloss, die knapp 15,5 Millionen Euro forderten. 2022 sollte das Schloss dann wieder öffnen - allerdings machte die neue Klimaanlage erhebliche Probleme.
"Die baulichen Gegebenheiten sind höchst kompliziert, daher erfolgte der Einbau einer Teilklimaanlage, für die geringere bauliche Eingriffe nötig waren.
Unter diesen Bedingungen war es technisch sehr kompliziert, die notwendigen Klimawerte zu erzielen und konstant zu halten", so ein Statement der Stadt.
Stadt arbeitet "mit Hochdruck" an Lösung
Das bedeutet: Das Klima innerhalb der eigentlichen Ausstellungsräume ist entweder zu warm, zu trocken oder zu feucht, um die alten Gemälde aufhängen zu können, ohne ihnen zu schaden!
Eine zusätzliche Belüftungsanlage auf dem Dach soll zur erhofften Lösung führen, bis jetzt ist die Galerie aber weiterhin verschlossen.
"Das ist untragbar, für den Kulturstandort Dessau und Sachsen-Anhalt eine absolute Katastrophe, dass die Zugänglichkeit nicht gewährleistet ist", schimpfte Gerhard Lambrecht, Vorsitzender des anhaltischen Kunstverbands.
Seitens der Stadt heißt es, man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. Auch bei den Bewohnern Dessaus sorgt die Situation für Unmut.
"Die Galerie wurde kaputt saniert. Da hätte man sich vorher Gedanken machen können!", beschwerte sich beispielsweise ein Passant.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa