"Ich bin am Ende": Schockierende Telefonate von Landrat in Ahrtaler-Flutnacht

Mainz/Ahrtal - Dramatische Worte! Mit der akribischen Auswertung der Handy-Telefonate und des SMS-Verkehrs von Landrat Jürgen Pföhler (64) hat der Untersuchungsausschuss versucht, die Vorgänge in der Nacht der Flutkatastrophe im Ahrtal vor knapp einem Jahr zu rekonstruieren.

Der Untersuchungsausschuss "Flutkatastrophe" versucht aktuell die Vorgänge in der Nacht der Flutkatastrophe im Ahrtal zu rekonstruieren. Dabei wurden unter anderem Handydaten von Landrat Jürgen Pföhler (64) ausgewertet.
Der Untersuchungsausschuss "Flutkatastrophe" versucht aktuell die Vorgänge in der Nacht der Flutkatastrophe im Ahrtal zu rekonstruieren. Dabei wurden unter anderem Handydaten von Landrat Jürgen Pföhler (64) ausgewertet.  © Thomas Frey/dpa

Wie eine Ermittlerin des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamtes am Freitag sagte, hatte Pföhler (CDU) am Tag der Sturzflut bis in die späte Nacht hinein die meisten Kontakte mit seinem engsten Mitarbeiter im Landratsamt.

Die zweithäufigsten Kontakte gab es demnach mit einer Frau aus seinem privaten Umfeld, deren Daten unter einem Pseudonym im Handy abgespeichert waren. An diese habe Pföhler am 15. Juli um 0.50 Uhr eine dramatische SMS geschickt: "Katastrophe, Tote, Verletzte, Menschen auf Dächern, kein Hubschrauber, Stromausfälle, unser Haus ist geflutet, ich bin am Ende."

Wo sich der Landrat des Kreises Ahrweiler am Abend und in der Nacht jeweils aufgehalten hat, ließ sich laut der LKA-Ermittlerin nicht ermitteln. Die Standortdaten seien nicht erfasst, der Grund dafür sei unbekannt, sagte die Zeugin.

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Gegen 22.25 Uhr habe er eine SMS an jene Frau geschickt, in der er von der bevorstehenden Evakuierung berichtet habe, und dass "alle mit den Tieren" auf die Straße gehen müssten. "Hoffentlich stürzt das Haus nicht ein", endete die SMS.

Landrat Jürgen Pföhler und seine Ehefrau sollen im Untersuchungsausschuss "Flutkatastrophe" aussagen

Etliche Wohnhäuser und Gebäude wurden letzten Sommer bei der schrecklichen Flutkatastrophe im Ahrtal zerstört.
Etliche Wohnhäuser und Gebäude wurden letzten Sommer bei der schrecklichen Flutkatastrophe im Ahrtal zerstört.  © dpa/Boris Rössler

Pföhler habe sich auch mehrmals am Abend auf Internetseiten über die Hochwassersituation informiert, sagte die Polizistin. Insgesamt seien zwischen dem frühen Morgen des 14. Juli 2021 und dem 15. Juli um 2.30 Uhr 77 beantwortete Anrufe Pföhlers registriert worden, doch teilweise weniger als 20 Sekunden lang gewesen.

Daher sei es unklar, ob die Gespräche zustande gekommen seien, sagte die Ermittlerin. Von den 51 SMS hätten 18 Bezug zu der Sturzflut gehabt.

Die Inhalte der Telefonate seien nicht bekannt. Die Handy-Kontakte beschränkten sich nach der Auswertung der Ermittlerin auf Telefonate und SMS; WhatsApp sei auf dem Handy nicht installiert gewesen.

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Pföhler sollte im späteren Verlauf der Sitzung (ab 18 Uhr) erstmals im Landtags-Untersuchungsausschuss "Flutkatastrophe" erscheinen. Auch die Ehefrau des CDU-Politikers war als Zeugin zu der Sitzung des Gremiums in den Mainzer Landtag geladen.

Beide hatten aber bereits angekündigt, von ihrem Zeugnis- beziehungsweise Auskunftsverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, denn gegen Pföhler ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen.

Titelfoto: Thomas Frey/dpa

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