Ostsee: Killerkeime im Badewasser nachgewiesen
Schwerin - Mit Wassertemperaturen um 20 Grad lädt die Ostsee zum Baden ein. Doch die Wärme begünstigt auch das Wachstum gefährlicher Bakterien. Was Urlauber und Einheimische dazu jetzt wissen müssen.
In Mecklenburg-Vorpommern überwacht das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGuS) die Qualität des Badewassers an Stränden und Seen. Bei den Laboranalysen von Ostseewasser wurden jetzt erstmals für 2023 Vibrionen nachgewiesen, teilte das LAGuS am Donnerstag mit.
Das sind vorwiegend im Meer lebende Bakterien, die schwere Infektionen auslösen können. Ab einer Wassertemperatur von etwa 20 Grad beginnen sie, sich stark zu vermehren. Generell müsse jetzt mit einem vermehrten Vorkommen an Vibrionen gerechnet werden, so das LAGuS.
In der Badesaison 2022 seien zehn Infektionen nach Kontakt mit Ostseewasser gemeldet worden. In diesem Jahr habe es bislang noch keine gegeben. Vibrionen können in seltenen Fällen schwere Infektionen verursachen, die schlimmstenfalls tödlich verlaufen.
Seit 2003 gab es in Mecklenburg-Vorpommern 84 gemeldete Ansteckungen. Zehn Menschen starben daran, sie hatten alle Vorerkrankungen.
Diese Personengruppen sind besonders gefährdet
Das Robert Koch-Institut (RKI) zählt zu den typischen Risikogruppen ältere sowie immungeschwächte Personen. Dazu gehören Menschen mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Lebererkrankungen, Krebs sowie schweren Herzerkrankungen.
Nur selten infizierten sich junge gesunde Erwachsene, der Verlauf sei bei ihnen in der Regel nicht schwer. Bei gesunden Kindern könne es allenfalls zu Ohrinfektionen kommen.
Wer zur Risikogruppe gehört und Wunden hat, sollte lieber nicht ins Wasser gehen, wenn Vibrionen nachgewiesen wurden. Denn die Bakterien gelangen laut LAGuS meist durch Hautverletzungen beim Baden oder Waten in den Körper. Dazu zählen auch kleinste, nicht wahrnehmbare und auch nur oberflächliche Wunden, wie aufgekratzte Mückenstiche oder Schrammen.
Zwölf bis 72 Stunden nach einer Infektion treten die ersten Symptome auf.
Symptome einer Vibrionen-Infektion
Die Wunde entzündet sich, die Entzündung breitet sich schnell aus. Dabei kommt es oft zu starker Blasenbildung und tiefgreifender Haut- und Gewebezerstörung. Die Infektion kann schnell zu einer Blutvergiftung führen, die Bakterien breiten sich während der Sepsis auf andere Organe aus. Die Folgen sind hohes Fieber und Schüttelfrost. Daraus kann sich schnell ein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln.
Infizierte sollten sofort zum Arzt, rät das LAGuS, und unbedingt darauf hinweisen, dass sie in der Ostsee gebadet haben und eine Vibrionen-Infektion möglich sei. Dann könne eine Behandlung mit Antibiotika und möglicherweise eine chirurgische Wundversorgung erfolgen.
Infektionen mit Vibrionen und schwere Verläufe seien selten. Das RKI geht allerdings davon aus, dass sie unterdiagnostiziert seien. Es gibt keine Meldepflicht. An den deutschen Küsten gab es den ersten Nachweis im Jahr 1994.
An der Nordsee seien nur wenige Fälle bekannt, die sich hauptsächlich um den Bereich von Flussmündungen abgespielt haben. Dort ist der Salzgehalt geringer, was das Wachstum der Bakterien begünstigt.
Titelfoto: Montage: Stefan Sauer/dpa, Muhsin Özel, Gudrun Holland/RKI