Monsterwellen in der Nordsee häufiger als gedacht
Hamburg - Sie gefährden Schiffe und Windparks im Meer und sind vermutlich Auslöser zahlreicher Untergänge: sogenannte Monsterwellen. Die Extremwellen treten auch in der Nordsee auf. Jetzt haben Forscher herausgefunden, dass das sogar häufiger der Fall ist, als bislang gedacht.

Am 5. Dezember 2013 zog Orkan "Xaver" über Norddeutschland. Dabei zerstörte eine Monsterwelle das 15 Meter hoch gelegene Zwischendeck der 45 Kilometer nördlich vor Borkum gelegenen Forschungsplattform "FINO". Schaden: mindestens 120.000 Euro.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg hat zusammen mit dem Helmholtz-Zentrum HEREON in Geesthacht erforscht, wie häufig es solche Kaventsmänner in der südlichen Nordsee gibt.
Das Ergebnis: "Extreme Freak Waves, also Extremwellen, die nochmal deutlicher höher als doppelt so hoch aus dem Seegangsfeld herausragen, sind im Untersuchungsgebiet häufiger aufgetreten, als nach der Theorie angenommen", sagte BSH-Forscher Jens Möller.
Vor allem vor Norderney gab es besonders viele. Im Untersuchungszeitraum war dort etwa jede 5800. Welle eine Extremwelle. Ein möglicher Grund dafür ist die sich schnell ändernde Wassertiefe.
So oft führen Monsterwellen zu Schiffsunglücken

Das Forschungsprojekt sollte auch herausfinden, ob mithilfe von KI die Wahrscheinlichkeit des Auftretens einer Extremwelle in den kommenden zehn Minuten vorhergesagt werden kann.
Dazu wurden zwei Modelle für maschinelles Lernen ausprobiert. Die Ergebnisse seien vielversprechend, so das BSH. Für die praktische Anwendung brauche es aber weitere Daten und eventuell eine Erweiterung der Methode.
Was sind überhaupt Monsterwellen? Im Englischen heißen sie "Freak Waves" oder "Rogue Waves". So eine Riesenwelle ist definitionsgemäß mindestens doppelt so hoch wie der Mittelwert der höchsten Wellen in einem Seegang. Gefährlich sind sie, weil sie plötzlich auftreten und eine steile Vorderfront haben.
In den vergangenen Jahren sind weltweit zwei Schiffe pro Woche wegen schlechten Wetters untergegangen. Laut BSH sind vermutlich in vielen dieser Fälle Riesenwellen dafür verantwortlich.
Durchschnittlich werden weltweit wöchentlich zwei bis drei extrem hohe Wasserstände im Meer erfasst. Dabei gilt der Nordatlantik als Region mit den meisten Monsterwellen.
Titelfoto: Sina Schuldt/dpa