Zwei Einsatzkräfte nach Hochhaus-Explosion im künstlichen Koma
Düsseldorf - Eine Woche nach der Explosion in einem Hochhaus in Ratingen bei Düsseldorf schweben eine Polizistin und ein Rettungshelfer noch immer in Lebensgefahr.
Sie befänden sich mit schwersten Verletzungen im künstlichen Koma, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU) im Interview der "Rheinischen Post".
Weitere Einsatzkräfte lägen noch auf der Intensivstation. "Der Genesungsprozess wird bei einigen voraussichtlich sehr, sehr lange andauern", so Reul.
Ein 57 Jahre alter Ratinger soll die Explosion am vergangenen Donnerstag ausgelöst haben, als Polizei und Feuerwehr seine Wohnungstür öffneten.
Die Einsatzkräfte vermuteten in der Wohnung eine hilflose Person. Weil der Briefkasten überquoll, hatte die Vermieterin die Behörden informiert. Gegen den 57-Jährigen wurde Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen erlassen.
In seiner Wohnung wurden nach Angaben der Polizei handschriftlich verfasste Zettel gefunden, die nahelegen, dass der Mann Verschwörungstheorien anhing.
Attacken auf Polizisten in NRW haben drastisch zugenommen
Zum möglichen Motiv des mutmaßlichen Täters sagte Reul: "Vielleicht werden wir die Frage nach dem Warum aber auch am Ende der Ermittlungen nicht abschließend beantworten können."
Es zeige sich allerdings jetzt schon, dass der Mann offenbar Vorbereitungen getroffen habe, "um heimtückisch Menschen zu verletzen oder gar zu töten".
Attacken auf Polizisten haben nach Angaben Reuls in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. 2022 seien Polizeivollzugsbeamte 20.163 Mal Opfer von Gewalt geworden - eine Steigerung um elf Prozent.
"Das akzeptiere ich nicht. Deshalb arbeiten wir weiter daran, unsere Polizistinnen und Polizisten gegen Übergriffe bestmöglich zu schützen."
Auf die Frage, woher der Hass in der Gesellschaft komme, sagte Reul, er sei sich zunehmend sicher, dass das Internet eine wichtige Rolle spiele.
"All die Gewalt, mit der die Menschen da schon von klein auf konfrontiert sind, und der Applaus, den es dort teils für Hass und Hetze gibt, verschärfen sicherlich die Entwicklung."
Titelfoto: Roberto Pfeil/dpa