Verharmlosen Institute die Lage? Antisemitische Vorfälle an Unis extrem gestiegen!
Von Dorothea Hülsmeier
Düsseldorf - Die Zahl der antisemitischen Vorfälle an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen hat deutlich zugenommen.
In einer Zwischenbilanz für das erste Halbjahr 2024 (bis 12. Juli) seien etwa 65 Fälle an Hochschulen dokumentiert worden, berichtete die "Rheinische Post" unter Berufung auf die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) in NRW.
Es handele sich dabei um Angriffe, Bedrohungen und verletzendes Verhalten, sagte der Antisemitismus-Forscher Andreas Stahl.
Im gesamten Vorjahr habe es nach einer ersten Auswertung 19 antisemitische Vorfälle an Hochschulen gegeben, die meisten davon nach dem Überfall der Hamas auf Israel vom 7. Oktober.
Stahl leitet die mit RIAS NRW verbundene zentrale Anlaufstelle für Betroffene von Antisemitismus an Hochschulen an der Universität Münster.
Nach seiner Beobachtung blieb die Häufigkeit der antisemitischen Vorfälle im Umfeld von Universitäten auch in der zweiten Jahreshälfte 2024 auf erhöhtem Niveau. "Meine persönliche Einschätzung ist: Es gibt keine Entschärfung."
Unis dürfen Lage nicht verharmlosen
Zu den anti-israelischen Protestcamps in mehreren Uni-Städten sagte Stahl: "Unis behaupten gern, da seien nur Aktivisten von außerhalb unterwegs. Das halte ich für eine falsche Darstellung: Da sind auf jeden Fall Studierende dabei."
Der radikale Kern sei zwar nicht besonders groß, aber die Lage werde von einem Teil der Unis verharmlost, so Stahl. "Auch, indem israelfeindliche Aktionen als legitimer Protest bezeichnet werden."
Titelfoto: Uwe Anspach/dpa