Schulministerin entschuldigt sich nach Panne zum Abi-Start 2023, Schülervertretung stinksauer!
Düsseldorf - Nach der Technikpanne zum deshalb verschobenen Start des Abiturs 2023 in Nordrhein-Westfalen hat sich Schulministerin Dorothee Feller (56, CDU) entschuldigt.
Sie wisse, was das für Schülerinnen und Schüler bedeute, die sich punktuell mit eigenem Arbeitsplan auf ihre Prüfungen vorbereiteten, sagte Feller am Mittwoch in Düsseldorf.
Die Entscheidung, den Start der Abitur-Klausuren zu verschieben, sei sehr schwergefallen. Sie könne verstehen, dass Schüler und Lehrer "echt sauer" seien, sagte die Ministerin. "Das bin ich auch." Im Moment laufe das Herunterladen der Abitur-Klausuren für diesen Donnerstag gut. Das Ministerium sei ständig im Austausch mit den Schulen gewesen, sagte Feller.
Die für Mittwoch geplanten Abitur-Klausuren in Nordrhein-Westfalen waren wegen erheblicher technischer Probleme am Dienstagabend kurzfristig auf Freitag verschoben worden. Wer daran nicht teilnehmen könne, könne nachschreiben, sagte Feller.
Der Dienstleister zur Übermittlung der Aufgaben habe einen zweiten Server gehabt. Auch diese B-Lösung habe aber nicht funktioniert. Im Herbst sei der Download mit rund 300 Schulen reibungslos getestet worden. Auch am Dienstagmittag habe das Herunterladen bei 300 Schulen geklappt. Die Schulen seien aufgefordert worden, die Klausuren unter Verschluss zu halten. Ein Datenleck befürchtet die Ministerin nicht.
Ihr Haus sehe derzeit keinen Anlass, am Freitag neue Aufgaben zu stellen. "Wir gehen davon aus, dass die Aufgaben nicht verbrannt sind", sagte eine Fachreferentin des Ministeriums.
Schülerinnen und Schüler sind Leidtragende
Während im Hintergrund an der Technik gefeilt wird, bleiben Schülerinnen und Schüler stinksauer zurück.
Die Landesschüler*innenvertretung (LSV) NRW hat das Schulministerium für die Panne bei der Übermittlung von Abitur-Klausuren kritisiert und auf die Belastung für die Prüflinge hingewiesen. "Schon wieder müssen wir Schüler*innen das Versagen der Landesregierung ausbaden", sagte Phil Robin Weber aus dem Landesvorstand laut einer Mitteilung vom Mittwoch. Der Ausweichtermin am Freitag sei eine Katastrophe. Für den Tag ist ein Bahnstreik angekündigt, außerdem beginnt das muslimische Zuckerfest.
"Die Stimmung ist natürlich wahnsinnig schlecht", sagte Theo Blaesse aus dem Landesvorstand mit Blick auf die Betroffenen. Man werde im Schulsystem de facto dazu erzogen, auf den Punkt zu lernen. Alles sei auf einen Prüfungstag ausgerichtet, der schon lange feststehe. Die Verschiebung sei daher für viele eine mentale Belastung.
"Ich schätze, dass man das hinterher auch an den Ergebnissen im Vergleich zu den Vorjahren sehen kann", sagte er. Zu einer möglichen Forderung etwa nach einem Punkteausgleich habe man noch keine klare Position. Man will demnach abwarten, wie stark der Leistungsabfall ist.
Landeselternkonferenz meldet sich ebenfalls zu Wort
Die LSV kritisierte weiter den "Privatisierungswahn" in der Landesregierung. Das Ministerium hätte rechtzeitig eine eigene Plattform etablieren und sich nicht auf externe Dienstleister verlassen müssen, so die Forderung. Außerdem wurde das zentralisierte Abitur kritisiert.
Die Landeselternkonferenz teilte mit: "Dass es vor einem solch großen Ereignis keinen Plan B im Fall von technischen Problemen gibt und Entscheidungen von derartiger Tragweite so spät kommuniziert werden, ist für alle Betroffenen nicht hinnehmbar." Die SPD in NRW forderte bereits ebenfalls Erklärungen und schlägt vor, die Prüfungen um weitere Tage zu verschieben.
Originalmeldung von 11.50 Uhr, zuletzt aktualisiert: 13.14 Uhr
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