Nach Hinweisen zu Massenschlägerei: Zahlreiche Beteiligte ermittelt
Düsseldorf/Castrop-Rauxel - Acht Monate nach einer Massenschlägerei in Castrop-Rauxel sind die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen.
Nach Angaben aus dem Innenministerium konnten insgesamt 69 Beteiligte identifiziert werden. Laut Ermittlerkreisen konnte die Mordkommission allerdings nur 32 Personen auch eine konkrete Tat nachweisen. Es gehe dabei um versuchte Tötungsdelikte, den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung und des Landfriedensbruchs.
Die Ermittlungsakten seien der zuständigen Staatsanwaltschaft in Dortmund übergeben worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Donnerstag. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" hatte zuvor berichtet.
"Die jungen Männer, die sich im Sommer in Castrop-Rauxel die Köpfe einschlugen, haben gedacht, dass nach dem Tumult alles vorbei sei. Falsch gedacht", sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (71, CDU) der Zeitung.
Die Polizei habe mit höchster Sorgfalt Beweise gesichert, obwohl sie das Tatgeschehen anhand von Bild- und Videoaufnahmen in schlechter Qualität rekonstruieren musste und bei den Ermittlungen auf ein "überwiegend sehr unkooperatives Verhalten" gestoßen sei, so Innenminister Reul laut WAZ.
Am 15. Juni 2023 waren in der Ruhrgebietsstadt nach einem privaten syrisch-libanesischen Familienstreit zwei Gruppen beider Nationen unter anderem mit Dachlatten, Baseballschlägern und Messern aufeinander losgegangen.
Einen Tag nach Massenschlägerei: Auseinandersetzung zwischen Libanesen und Syrern in Essen
Dabei wurden sieben Menschen verletzt, ein 23 Jahre alter Syrer schwebte nach Messerstichen zunächst in Lebensgefahr und musste notoperiert werden.
Am Tag danach war es auch in der Essener Innenstadt zu einer Auseinandersetzung zwischen Libanesen und Syrern gekommen. Bei dem Polizeieinsatz wurden laut Polizei vier Beamte durch Pfefferspray verletzt. Die Ermittlungsverfahren gegen zwei Beschuldigte waren allerdings im Oktober eingestellt worden.
Die Gewaltausbrüche und Tumulte hatten bundesweit für Schlagzeilen gesorgt und eine Diskussion um eine mögliche Fehde zwischen Großfamilien im Ruhrgebiet entfacht.
"Die Kriminalität, die aus Familienstrukturen heraus begangen wird, findet nicht immer nur als organisierte Kriminalität im Hinterzimmer statt", hatte etwa Reul bei einer Sondersitzung des Innenausschusses im NRW-Landtag zu den Vorkommnissen gesagt. Laut Reul gehören auch spontane Gewaltausbrüche auf der Straße zum Phänomen der Clankriminalität.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.
Titelfoto: Markus Gayk/dpa