Innenminister Reul schlägt Alarm: Gewalttaten in NRW nehmen immer weiter zu
Düsseldorf - Gewalt und Kriminalität haben in Nordrhein-Westfalen auf breiter Front zugenommen. Das zeigt die am Mittwoch vorgestellte Kriminalitätsstatistik. Doch es gibt einen Lichtblick.
Die Zahl der Mordtaten ist in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr um 35 Prozent auf 154 Fälle im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
42 Menschen wurden tatsächlich ermordet, 114-mal blieb es beim Versuch, wie NRW-Innenminister Herbert Reul (71, CDU) am Mittwoch in Düsseldorf bei der Vorstellung der neuen Kriminalitätsstatistik berichtete.
Während die Zahl der vollendeten Morde sank, kletterte die der Mordversuche um 60 Prozent. Die Kriminalität insgesamt wuchs im vergangenen Jahr in NRW um 3,4 Prozent. 1,4 Millionen Straftaten wurden insgesamt registriert.
Zugleich sei aber auch die Aufklärungsquote mit 54,2 Prozent auf den besten Wert seit 60 Jahren geklettert. Zudem sei der Anstieg der Straftaten moderater ausgefallen als in vielen anderen Bundesländern, sagte Reul.
Aufklärungsquote zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten "großartige Arbeit" leisten
"Die Polizei steht vor großen Herausforderungen", sagte der Vize-Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Maatz (60), angesichts der gestiegenen Zahlen. Die Aufklärungsquote zeige aber, dass die Polizistinnen und Polizisten "großartige Arbeit" leisteten.
Die FDP-Fraktion sprach hingegen von einer beunruhigenden Entwicklung: Die Kinderkriminalität habe binnen zwei Jahren um fast 50 Prozent zugenommen, so der innenpolitische Sprecher Marc Lürbke.
Ähnlich kritische Töne schlug auch die innenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion Christina Kampmann (43) an: "Innenminister Reul hat 2017 sein Amt mit der Ankündigung angetreten, die innere Sicherheit in Nordrhein-Westfalen mit einer 'Null-Toleranz-Strategie' gegen Kriminelle zu verbessern. Sieben Jahre später sind die Fallzahlen jedoch höher als bei seinem Amtsantritt."
Von zentraler Bedeutung sei dabei das drastische Personalproblem bei der Kriminalpolizei, so Kampmann. Dort fehlen Experten zufolge rund 1000 Beamte.
Titelfoto: Oliver Berg/dpa