Einschusslöcher gefunden: Antisemitischer Anschlag in Essen?

Essen - "Polizeieinsatz an der Alten Synagoge in Essen", "Einschusslöcher" - eine Mitteilung der Polizei weckt am Morgen schreckliche Erinnerungen. Mittlerweile steht fest: Es wurde geschossen, verletzt wurde aber niemand. Es gibt Videoaufzeichnungen des Täters oder der Täterin.

Einsatzkräfte sammeln Spuren am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen.
Einsatzkräfte sammeln Spuren am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen.  © Markus Gayk/dpa

Am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen sind vier Einschüsse aus einer scharfen Waffe gefunden worden.

Es bestehe keine Gefahr, niemand sei verletzt, teilte die Polizei am Freitag mit. In dem Gebäude ist etwa ein Institut für deutsch-jüdische Geschichte untergebracht.

Die Einschusslöcher waren laut einem Polizeisprecher am Freitag gegen 8.30 Uhr von Zeugen gemeldet worden. Wann die Schüsse fielen, war zunächst unklar.

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"Wir gehen stark davon aus, dass es irgendwann in der Nacht war, als keiner da war", sagte der Sprecher. Es gebe Videoaufzeichnungen einer Kamera, die den Platz filme, auf denen eine Person zu sehen sei, die die Tat begangen haben soll.

Die Schüsse trafen laut dem Polizeisprecher eine verglaste Eingangstür. Der Rahmen sei beschädigt und es gebe Schüsse durch die Scheibe.

Anhand der Spurenlage stehe mittlerweile fest, dass es sich um eine scharfe Schusswaffe gehandelt habe.

Polizisten sicherten die Umgebung der Essener Synagoge. Auch ein Sprengstoffhund kam zum Einsatz.
Polizisten sicherten die Umgebung der Essener Synagoge. Auch ein Sprengstoffhund kam zum Einsatz.  © Justin Brosch/ANC-NEWS/dpa

Es trifft die Essener Kultur-Szene

NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU, Mitte) verschaffte sich ein Bild der Lage.
NRW-Innenminister Herbert Reul (70, CDU, Mitte) verschaffte sich ein Bild der Lage.  © Justin Brosch/ANC-NEWS/dpa

Die Polizei hatte einen Sprengstoffspürhund im Einsatz. Am Freitagmittag besuchte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (70, CDU) den Tatort.

"Der Anschlag auf die Alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst", sagte der 70-Jährige. Die Jüdische Gemeinde Essen könne "sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln". Laut Reul wird nach einem männlichen Tatperson gesucht.

Das Rabbinerhaus wird laut einer Sprecherin der Stadt nicht von der jüdischen Gemeinde genutzt. Es steht unmittelbar neben dem Synagogengebäude.

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Im Rabbinerhaus sind laut der Stadt das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte mit Archiv und Bibliothek sowie Räume der Universität Duisburg-Essen untergebracht. Das Salomon Ludwig Steinheim-Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum.

Die Alte Synagoge ist heute das Haus jüdischer Kultur Essen, ein Kulturinstitut der Stadt.

Zu besonderen Anlässen komme dort auch die Kultusgemeinde zusammen, etwa zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938.

Damals wurden die Alte Synagoge und das Rabbinerhaus angezündet und im Innenbereich zerstört.

Israel-Botschafter Ron Prosor (64)
Israel-Botschafter Ron Prosor (64)  © Henning Kaiser/dpa

Der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor (64), hat die Schüsse verurteilt.

"Die Schüsse auf die alte Synagoge in Essen zielen nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern sind eine Bedrohung für die gesamte deutsche Gesellschaft", schrieb Prosor am Freitag bei Twitter.

Der Kampf gegen Antisemitismus müsse oberste Priorität haben. "Hier darf nicht nachgelassen werden", schrieb er weiter.

Die Polizei ist wegen einer abstrakten Gefahr während der Öffnungszeiten der Alten Synagoge stets vor Ort - wie bei Objekten mit jüdischem Bezug üblich.

Titelfoto: Justin Brosch/ANC-NEWS/dpa

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