Aktuelles Lagebild in NRW: Hat sich die Zwangsprostitution in Wohnungen verlagert?
Düsseldorf - Die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Menschenhandels und sexueller Ausbeutung ist in Nordrhein-Westfalen insgesamt gesunken. Die Ermittlerinnen und Ermittler haben jedoch eine unschöne Vermutung ...
Das geht aus einem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts NRW hervor. Demzufolge sank die Zahl der Ermittlungsverfahren im Berichtsjahr 2022 um knapp 9 Prozent auf 137 im Vergleich zum Vorjahr.
Und das, obwohl die Polizei fleißig Bordelle kontrollierte: Es gab 39 Prozent mehr Kontrollen als im Vorjahr. Die Zahl der erfassten Verdächtigen stieg um 15 auf 251.
Die Ermittlerinnen und Ermittler vermuten jedoch, dass sich die Zwangsprostitution von Bordellen in Wohnungen verlagert hat und von einem entsprechenden Dunkelfeld auszugehen ist.
Im Bereich der sexuellen Ausbeutung wurde mit 120 aber immer noch die zweithöchste Zahl an Ermittlungsverfahren seit 2012 registriert.
Die Zahl der Opfer war in diesem Bereich mit 131 um 19 Prozent rückläufig. Am häufigsten wurde wegen Zuhälterei ermittelt (34 Verfahren), gefolgt von Menschenhandel (28) und Zwangsprostitution (25).
Erfreuliche Entwicklung: Sexuelle Ausbeutung Minderjähriger in NRW deutlich rückläufig
Deutlich rückläufig war die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger. Die Zahl der Verfahren sank von 55 auf 30 im Berichtszeitraum – das war ein Rückgang um 46 Prozent. Auch die Zahl der Opfer halbierte sich in diesem Bereich nahezu: von 60 auf 32. Einen Trend wollten die Ermittler daraus aber ebenfalls nicht ableiten.
Angestiegen sind dagegen die Verfahren wegen des Verdachts der Ausbeutung durch illegale Arbeitsverhältnisse. Sie verdoppelten sich von fünf auf elf im Berichtszeitraum. Die Zahl der Opfer stieg sogar massiv von neun auf 580.
Das lag vor allem an einem Großverfahren der Duisburger Polizei in Bereich der Getränkelogistik.
Ein Menschenhändlerring habe in dieser Branche aus der Ukraine, Georgien und Moldau stammende Opfer ausgebeutet und um große Teile des versprochenen Lohns geprellt.
Titelfoto: Andreas Arnold/dpa