Nach Hundekot-Attacke: Staatstheater schmeißt Ballettchef Goecke raus

Hannover - Der Ballettchef des Staatstheaters Hannover, Marco Goecke (50), ist nach einer Hundekot-Attacke auf eine Journalistin suspendiert worden.

Marco Goecke (50), Ballettchef am Staatstheater Hannover, wurde nach einer Hundekot-Attacke auf eine Journalisten suspendiert.
Marco Goecke (50), Ballettchef am Staatstheater Hannover, wurde nach einer Hundekot-Attacke auf eine Journalisten suspendiert.  © Christophe Gateau/dpa

Er habe der Staatsoper und dem Staatsballett massiv geschadet, teilte das Staatstheater am Montag in Hannover mit. "Daher suspendiert die Theaterleitung ihn mit sofortiger Wirkung und erteilt ihm bis auf Weiteres ein Hausverbot, um Ballettensemble und Staatstheater vor weiterem Schaden zu schützen."

Goecke sei aufgefordert worden, sich in den nächsten Tagen umfassend zu entschuldigen und der Theaterleitung gegenüber zu erklären, bevor es über weitere Schritte informiere, teilte das Theater weiter mit.

Der Ballettchef hatte am Samstagabend bei der Premiere des Ballettabends "Glaube - Liebe - Hoffnung" die Kritikerin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Wiebke Hüster, im Foyer des Opernhauses mit Hundekot beschmiert.

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Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, dass wegen ihrer persönlichen negativen Kritiken Ballett-Abonnements gekündigt worden seien. Die Journalistin erstattete Anzeige. Es seien Ermittlungen wegen einfacher Körperverletzung und Beleidigung aufgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Hannover.

Intendantin der Staatsoper entschuldigt sich persönlich bei Journalisten Wiebke Hüster

Die Verantwortlichen der Staatsoper Hannover sahen keinen anderen Ausweg.
Die Verantwortlichen der Staatsoper Hannover sahen keinen anderen Ausweg.  © Julian Stratenschulte/dpa

Die Intendantin der Staatsoper, Laura Berman, sagte am Montag: "Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu Wiebke Hüster gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt."

Die Staatsoper Hannover sei ein offener Ort des respektvollen Miteinanders und Austausches. "Und wir bedauern sehr, dass unser Publikum durch diesen Vorfall gestört wurde", ergänzte die Intendantin.

Nach Bekanntwerden der Hundekot-Attacke hatten unter anderem mehrere Politiker die sofortige Entlassung des Ballettchefs gefordert. "Es geht hier nicht nur um die Zukunft von Marco Goecke, sondern auch um die Zukunft des über 30-köpfigen Ballettensembles, das nach Hannover gekommen ist, um mit Marco Goecke zu arbeiten", erläuterte der Verwaltungsdirektor des Staatstheaters, Jürgen Braasch. "Die Theaterleitung hat auch gegenüber jedem Ensemblemitglied eine Fürsorgepflicht."

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"Das Verhalten ist völlig inakzeptabel und die Attacke ist widerlich", sagte Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs. "Wir werden mit dem Staatstheater über weitere Konsequenzen beraten", betonte der SPD-Politiker. "Als Aufsichtsratsvorsitzender drücke ich der Journalistin Wiebke Hüster mein Bedauern aus und bitte um Entschuldigung."

Ballettchef Marco Goecke war von seinem Verhalten selbst überrascht

Goecke selbst sagte in einem Interview dem NDR Niedersachsen, er sei natürlich ein bisschen erschrocken über sich selbst. Die Wahl der Mittel sei "nicht super" gewesen, aber seine Person und sein Werk seien auch über Jahre beschmutzt worden.

Der 50-jährige gebürtige Wuppertaler hat internationales Renommee und wurde für seine Produktionen vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2022 mit dem Deutschen Tanzpreis. Der stets mit Sonnenbrille auftretende Choreograf hat seinen Dackel Gustav auch im Opernhaus in Hannover oft in einer Tasche dabei.

Die Kritikerin Wiebke Hüster sagte am Sonntag der dpa, dass sie am Samstag sehr ruhig auf die Vorwürfe von Goecke reagiert habe. Plötzlich habe er eine Plastiktüte mit Hundekot aus der Tasche gezogen und ihr diese mit der offenen Seite ins Gesicht gerieben.

"Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien", sagte Hüster. Sie habe unter Schock gestanden und geweint. Eine Mitarbeiterin des Theaters habe ihr geholfen, sich im Waschraum der Intendanz zu säubern.

Erstmeldung, 13. Februar, 15.38 Uhr; Update, 13. Februar, 19.05 Uhr

Titelfoto: Christophe Gateau/dpa

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