Zu links, um Lehrerin zu sein? Ministerium verweigert Aktivistin Lisa Poettinger das Referendariat

München - Ihr Fall sorgt seit Wochen – vor allem auch in den sozialen Netzwerken – für Aufsehen: Die Lehramtsstudentin und Klimaaktivistin Lisa Poettinger (28) darf kein Referendariat machen. Laut Kultusministerium in Bayern hat das jedoch nichts mit ihrem Einsatz für das Klima zu tun.

Klimaaktivistin Lisa Poettinger (28, hier bei einer Pressekonferenz in München) darf wegen ihres politischen Engagements nicht Lehrerin werden.
Klimaaktivistin Lisa Poettinger (28, hier bei einer Pressekonferenz in München) darf wegen ihres politischen Engagements nicht Lehrerin werden.  © Jaqueline Melcher/dpa

Zuletzt stand vor allem in der öffentlichen Wahrnehmung genau dieser Punkt als möglicher Grund, dass die junge Frau aus Murnau am Staffelsee keine Lehrerin werden dürfe.

Am Dienstag hat das Ministerium seine Entscheidung amtlich gemacht und entsprechend begründet.

Die Verweigerung des Referendariats sei das Ergebnis von Poettingers "Mitgliedschaft und Engagement für eine linksextremistische Gruppierung, (ein) gegenwärtig laufendes strafrechtliches Ermittlungsverfahren sowie das öffentliche Billigen von Straftaten".

Das "Öko"-Dilemma: Pflicht zur Weidehaltung bedroht die Bio-Landwirte
Bayern Das "Öko"-Dilemma: Pflicht zur Weidehaltung bedroht die Bio-Landwirte

Hintergrund: Die 28-Jährige ist Mitglied in der Gruppe "Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen München". Diese wird vom Verfassungsschutz in Bayern als linksextrem einstuft.

Außerdem laufen noch mehrere Verfahren gegen sie, weil sie sich bei Protesten für mehr Klimaschutz engagiert hatte. Die Lehramtsstudentin setzt dieses Verweigern der Zulassung zum Referendariat als "Berufsverbot" gleich.

Ex-Linkspartei-Chefin Adelheid Rupp wird den Fall vor Gericht bringen

Die Gruppe "Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen München" engagiert sich regelmäßig bei diversen Klimaschutz-Demos. (Archiv)
Die Gruppe "Offenes Antikapitalistisches Klimatreffen München" engagiert sich regelmäßig bei diversen Klimaschutz-Demos. (Archiv)  © Sven Hoppe/dpa

Sie selbst hatte am Dienstag Auszüge aus dem Schreiben des Ministeriums veröffentlicht.

"Weil ich eine marxistische Analyse der Klimakrise vertrete", schreibt die Aktivistin als Begründung für die ihr erteilte Absage. "Ich stehe dazu: Die Wirtschaft muss demokratisiert werden, damit nicht einige wenige Superreiche für ihre Profite den Planeten zugrunde richten können."

Das "Offene Antikapitalistische Klimatreffen München" rief auf seiner Homepage vor wenigen Tagen zur "Solidarität mit Lisa – Gegen politisch motivierte Berufsverbote" auf.

Straftaten gegen Geflüchtete und die Unterkünfte: So haben sich die Zahlen verändert
Bayern Straftaten gegen Geflüchtete und die Unterkünfte: So haben sich die Zahlen verändert

In dem Beitrag heißt es: "Wir stehen solidarisch hinter unserer Genossin! Lisas Berufsverbot ist ein Angriff auf uns alle und ein Versuch, politisch Aktive einzuschüchtern. Wir lassen uns diese Kriminalisierung nicht gefallen!"

Die ehemalige Landesvorsitzende der Linkspartei in Bayern, Adelheid Rupp, steht Poettinger als Anwältin zur Seite: "Wir werden gegen diese Entscheidung, die verfassungswidrig ist und die Meinungsfreiheit meiner Mandantin krass verletzt, gerichtlich vorgehen."

Titelfoto: Montage: Sven Hoppe/dpa + Jaqueline Melcher/dpa

Mehr zum Thema Bayern: