Wird das Deutschlandticket in Bayern bald abgeschafft?
München - Ein halbes Jahr nach dem Start des Deutschlandtickets fällt die Bilanz in Bayern gemischt aus.
Eine Abschaffung halten wichtige Akteure aber nicht für eine gute Idee, wie Anfragen der Deutschen Presse-Agentur ergaben. Zentral bleibt die Finanzierung, denn das Ticket sorgt für weniger Einnahmen.
Im Münchner Verkehrsverbund fehlen durch das Ticket nach eigenen Angaben Einnahmen "im mittleren dreistelligen Millionenbereich", denen Mehreinnahmen durch zusätzliche Verkäufe "im unteren einstelligen Millionenbereich" gegenüberstehen - unter dem Strich also wohl mehrere Hundert Millionen Euro weniger.
Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg spricht von Mindereinnahmen von gut 18 Millionen Euro zwischen Mai und August.
Die Kosten spielen auch für Verkehrsminister Christian Bernreiter (59) eine zentrale Rolle. Der CSU-Politiker kritisiert schon länger, dass der Bund sich ab dem kommenden Jahr nicht an Mehrkosten beteiligen will. "Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn das Ticket nun nach nur acht Monaten der fehlenden Mitfinanzierungsbereitschaft des Bundes zum Opfer fallen würde", sagt er.
Dabei macht Bernreiter keinen Hehl daraus, dass er das Geld lieber in die Infrastruktur und ein verlässliches Angebot auf der Schiene investiert hätte. Das Ticket sei eine Idee des Bundes gewesen.
"Schildbürgerstreich": Scheitert das Deutschlandticket am Ende an der Finanzierung?
Auch in Nürnberg betont man, dass es kein Zurück geben dürfe. Dies würde als "Preishammer" wahrgenommen und wäre "ein enormer Imageschaden für den ganzen ÖPNV, aber auch ein erheblicher Vertrauensverlust für die Politik", heißt es von dort. Auch in München will man die Fortführung - allerdings mit dem Zusatz, dass die Finanzierung durch Bund und Länder geklärt sein müsse.
Dazu, wie viele Deutschlandtickets verkauft wurden, macht nur Nürnberg konkrete Angaben. Im September lag die Zahl demnach bei 194.000. Für mehr Fahrgäste sorgt das Ticket offenbar.
Beim MVV spricht man von einer deutlichen Zunahme in der Freizeit - vor allem am Wochenende. Auch in Nürnberg nennt man das Wochenende, aber auch den morgendlichen Berufsverkehr. Im Vergleich zum 9-Euro-Ticket des vergangenen Jahres spielten die Wege zur Arbeit beim Deutschlandticket eine wesentlich größere Rolle, heißt es dort.
Die Nürnberger sind es am Ende auch, die die positivste Bilanz ziehen. Während sie in München "grundsätzlich positiv" ist, fällt sie in der Frankenmetropole "sehr positiv" aus.
Was die beiden Verkehrsverbünde am Deutschlandticket loben, ist allerdings gleich: Es sei günstig und einfach.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa