Protest für mehr Geld und bessere Versorgung: An diesem Tag bleiben viele Apotheken in ganz Bayern zu
München - Achtung! Die meisten Apotheken in Bayern sollen kommenden Mittwoch aus Protest geschlossen bleiben.
"Wir brauchen endlich einen Inflationsausgleich für unser Honorar", erklärte der Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann (59), der Deutschen Presse-Agentur.
Der gesetzlich derzeit festgelegte Zuschlag pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel sei seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erhöht worden. Zusätzlich bereiteten auch die Lieferengpässe bei vielen Medikamenten den Apothekern Sorgen.
Nach Angaben des Verbands gibt es in Bayern aktuell 2820 öffentliche Apotheken - rund 500 weniger als vor zehn Jahren. "Wir erleben einen sehr deutlichen Apothekenschwund", schilderte Hubmann. Nicht nur ländliche Regionen seien betroffen. "Die Stadt hat genauso ein Problem."
Zwar seien die Entfernungen auf dem Land natürlich entsprechend größer, unter anderem für ältere Menschen sei der Wegfall von Apotheken an den Stadträndern allerdings auch schon problematisch. Fehlende Mobilität spielt hierbei eine große Rolle.
Die neue Gesundheitsministerin, Judith Gerlach (38, CSU), zeigte sich aufgrund der Zahlen des Apothekerverbands durchaus besorgt und warnte deshalb auch vor weiteren Schließungen. "Damit wäre die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln durch öffentliche Apotheken gefährdet", teilte die Ministerin auf Anfrage mit.
Viele Apotheken in Bayern in Schwierigkeiten: Versorgung mit Medikamenten bereitet ebenfalls Sorgen
Um das zu verhindern, muss laut Hubmann die Vergütung angepasst werden. Schon jetzt gerieten viele Apotheken in eine finanzielle Schieflage. Zehn Prozent schreiben demnach bereits rote Zahlen.
Die zahlreichen Mitarbeiter, die man dringend brauche, könnten die Apotheken im Freistaat nicht angemessen vergüten, sagte Hubmann. Andere Gesundheitsberufe seien deshalb deutlich besser bezahlt als die zum Apothekerteam gehörenden pharmazeutisch-technischen Assistenten oder pharmazeutisch-kaufmännischen Angestellten.
Zu schaffen macht den Apotheken laut Hubmann auch die Versorgung mit Medikamenten. Viele verschriebene Arzneimittel seien oft nicht lieferbar und müssten aufwendig ersetzt werden.
Beispielsweise indem die Apothekerinnen und Apotheker den verschriebenen Antibiotikasaft aus Tabletten selbst herstellten. Das koste allerdings Zeit, die wiederum nicht angemessen vergütet werde, beklagte Hubmann. "Ich kann nicht immer mehr arbeiten für das gleiche oder gar inflationsbereinigt weniger Geld." Mit Bezug auf die Forderung nach einer höheren Vergütung verwies Gesundheitsministerin Gerlach derweil auf die Bundesregierung. Die Festzuschläge müssten demnach erhöht werden.
Ein entsprechender Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz liege vor, nun sei die Bundesregierung am Zug.
Titelfoto: Peter Kneffel/dpa