Trauriger Rekord: Deutlich mehr rassistische und antisemitische Taten in Bayern
Von Marco Hadem
München - In Bayern gibt es seit Jahren eine deutliche Zunahme bei rassistischen und antisemitischen Straftaten - besonders Migrantinnen und Migranten werden immer häufiger Opfer. Die Zahlen für 2024 sind erschreckend.

Nach den Angaben des Innenministeriums wurden 1829 sogenannte rassistisch, ausländer- bzw. antisemitisch motivierte Straftaten registriert.
Dies geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen im Landtag hervor, die der Deutschen Presse-Agentur in München vorliegt.
Damit wurde der traurige Rekord aus dem Jahr 2023 (1682) übertroffen. 2022 waren es "nur" 1073.
Insgesamt 230 dieser Straftaten richteten sich demnach explizit gegen Menschen, die aus einem anderen Land nach Deutschland geflüchtet sind, eigentlich eines besonderen Schutzes bedürften.
Darunter fielen auch 16 Gewalttaten, fünf Fälle von gefährlicher Körperverletzung und ein versuchter Totschlag.
207 der Straftaten (90 Prozent) werden Tätern mit einer rechtsextremen Gesinnung zugeordnet. Die Zahl gegen Geflüchtete blieb 2024 gegenüber 269 Delikten in 2023 und 129 Delikten in 2022 auf bedenklich hohem Niveau.
Cemal Bozoğlu: Herkunft, Aussehen, Religion dürfen "niemals Grund für Ablehnung sein"

"Gerade in dieser Zeit, in der wir in Deutschland, Europa und der Welt einen gefährlichen Rechtsruck erleben, müssen wir die Rechte aller Menschen in Bayern besser schützen", erklärte Cemal Bozoğlu (64), Sprecher der Fraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus. Herkunft, Aussehen, Religion dürften "niemals Grund für Ablehnung sein".
Die vorliegenden Zahlen müssten laut ihm die Staatsregierung des Freistaats alarmieren.
Bozoğlu führte aus: "Es reicht nicht, sich beim Döneressen auf Social Media zu zeigen - es braucht klare Kante gegen rassistische Übergriffe. Die Stärke unserer Demokratie bemisst sich auch daran, wie der Staat gegen Benachteiligungen vorgeht."
Insgesamt 1349 aller in dem Kontext registrierten Straftaten - also rund 74 Prozent - wurden Tätern aus dem rechtsextremen Milieu direkt zugeordnet.
Seit 2022 (929) zeigte sich ein entsprechender Anstieg um 45 Prozent. Im Jahr 2023 waren es 1246 Delikte gewesen.
Zahl der antimuslimischen Straftaten in vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht

Im vergangenen Jahr wurden Reichsbürgern, Querdenkern und Verschwörungsideologen 199 Straftaten (11 Prozent aller Delikte) zugeordnet.
Seit dem Jahr 2022 (114 Fälle) ist dies ebenfalls ein durchaus massiver Anstieg um 75 Prozent.
579 Straftaten waren antisemitisch motiviert. Dieser Wert liegt nur knapp unter dem 2023 registrierten Höchststand von 589 Delikten. Immerhin konnten hier 426 Täter und Täterinnen ermittelt werden.
Den Angaben des Ministeriums zufolge wurden 2024 19 Straftaten gegen Sammelunterkünfte, Ankerzentren oder andere Einrichtungen für Asylbewerber registriert - darunter auch drei schwere Brandstiftungen in Unterkünften in Bayreuth, Putzbrunn und Krumbach (Schwaben).
Zudem wurden 212 islamfeindliche Straftaten festgestellt. 2023 waren es 171 antimuslimische Taten im Bereich der Hasskriminalität. Im Jahr 2022 noch "lediglich" 66 einschlägige Hassdelikte.
Damit hat sich die Zahl der antimuslimischen Straftaten in den vergangenen drei Jahren mehr als verdreifacht.
Titelfoto: Toma/dpa