Weg mit dem Lappen: Bayern macht Anreize für Senioren, den Führerschein abzugeben
München - Busfahrkarte statt Autoschlüssel: In vielen bayerischen Kommunen können Seniorinnen und Senioren ihren Führerschein freiwillig zurückgeben - und bekommen dafür kostenlose Fahrkarten für Bus und Bahn. Die Kommunen haben nun eine positive Zwischenbilanz gezogen.
In Augsburg etwa zeigt man sich zufrieden mit der Resonanz auf die seit vier Jahren bestehende Tauschaktion: "Vielen Senioren, die bereits seit einiger Zeit nicht mehr Pkw fahren oder unter gesundheitlichen Einschränkungen leiden, bietet dieses kostenlose Abo einen Anreiz, sich für einen Verzicht auf die Fahrerlaubnis zu entscheiden", sagte Ordnungsreferent Frank Pintsch.
Im Herbst ist der Umtausch jeweils möglich, die Kosten für die Abos teilen sich Stadtwerke und Kommune.
Fast 550 Ingolstädterinnen und Ingolstädter haben seit 2017 das Angebot genutzt, ihren Führerschein gegen eine ÖPNV-Jahreskarte zu tauschen, wie Sprecher Michael Klarner sagte.
Auch in Landshut bekommen Ältere, die auf ihren Führerschein verzichten, ein Jahres-Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel angeboten. 2019 nutzten 71 Menschen dieses Angebot, 2020 und 2021 waren es je 26 Menschen - was aber nach Angaben der Stadt auf die Pandemie zurückzuführen ist. Die Menschen waren weniger mobil.
Die Stadt Kaufbeuren ermöglicht es Senioren seit 2017, beim freiwilligen Verzicht aufs Auto ein Jahr lang gratis den ÖPNV zu nutzen. "Die Erfahrungen bisher zeigen, dass das Angebot angenommen und genutzt wird", sagte Stadt-Sprecher Tobias Müller.
Bereits seit sechs Jahren gibt es in Fürth für ältere Menschen die Möglichkeit, statt aufs Auto auf Bus und Bahn zu setzen - und dazu ÖPNV-Gutscheine zu bekommen.
Aus Würzburg heißt es: Jährlich geben etwa 20 Menschen ihren Führerschein freiwillig ab und bekommen im Gegenzug fünf Tageskarten und ein Wochenendticket für die öffentlichen Verkehrsmittel in der unterfränkischen Stadt.
ÖPNV-Angebot als wichtiger Faktor für die Motivation
Zwei Anläufe brauchte es in Bayreuth, um ein entsprechendes Angebot zu etablieren: Ein erstes Projekt sei vor einigen Jahren wegen mangelnder Nachfrage eingestellt worden, 2020 aber auf Anregung des Seniorenbeirats wiederbelebt worden, teilte eine Sprecherin mit. Inzwischen werde die Idee aber gut angenommen, hieß es weiter.
In Bayerns zweitgrößter Stadt Nürnberg wird die Aktion "Abo statt Führerschein" momentan geprüft, wie Katrin Kurr, Chefin des Ordnungsamts, mitteilte. Ebenso laufen im benachbarten Erlangen die Planungen für ein Tausch-Angebot.
Nicht möglich ist der Tausch in der Landeshauptstadt München - und das, obwohl das Thema mehrfach diskutiert wurde, wie ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats erläuterte.
Die rechtliche Prüfung habe aber ergeben, dass eine Abgabe des Führerscheins eigentlich keine Auswirkungen hat - die Fahrerlaubnis bleibe trotzdem bestehen. Auch ein Verzicht ist demnach keine adäquate Lösung, da jeder, der freiwillig verzichtet, jederzeit eine neue Fahrerlaubnis beantragen kann.
Die Landesseniorenvertretung Bayern (LSVB) betonte, dass das ÖPNV-Angebot in der jeweiligen Region gut sein muss, um aufs Auto zu verzichten: "Ohne gut funktionierenden ÖPNV bin ich auf das Auto angewiesen", sagte ihr Vorsitzender Franz Wölfl.
Die Vertretung werbe für eine Rückgabe des Führerscheins ab 70 - das Reaktionsvermögen lassen nach, aber auch der Umweltschutz spiele eine Rolle.
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