Symbol spaltet die Polizei: Wofür steht die "Thin Blue Line" wirklich?

München - Polizisten im Freistaat sollten nach Auffassung des bayerischen Landeskriminalamts (LKA) auf das Tragen von Artikeln mit der "Thin Blue Line" verzichten.

Ein Mann trägt an seinem Handgelenk ein "Thin Blue Line"-Armband. Das so unscheinbare Symbol sorgt in den Sicherheitsbehörden für Wirbel.
Ein Mann trägt an seinem Handgelenk ein "Thin Blue Line"-Armband. Das so unscheinbare Symbol sorgt in den Sicherheitsbehörden für Wirbel.  © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Bei der dünnen blauen Linie - meist auf schwarzem Grund - werde "wegen des ambivalenten Symbolgehalts" vom Tragen "auch außerhalb des Dienstes abgeraten", sagte ein Sprecher in München. Im Dienst sei die Verwendung verboten.

In einem "Informationsangebot" zu dem Symbol für Polizisten, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schreibt das bayerische Landeskriminalamt von einer klaren Unterscheidung der Bevölkerung durch das Symbol - in rechtschaffene Bürger und "die Kriminellen".

Zudem gebe es bei der "Thin Blue Line" eine "Vereinnahmung durch extremistische Kreise". Welche Personen oder Gruppen mit diesen Kreisen konkret gemeint sind, geht aus dem Schreiben nicht hervor.

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Außenstehende könnten beim Tragen des Symbols "Zweifel an der Neutralität, Objektivität und Unparteilichkeit" der Beamten bekommen.

Demnach ist das Symbol wohl aus der militärischen Bezeichnung "Thin Red Line" für eine Marschformation während des Krimkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden.

"Blue Lives Matter"-Bewegung als Gegenbewegung zu "Black Lives Matter"

In den USA sieht man oft die "Thin Blue Line"-Flagge als Symbol der "Blue Lives Matter"-Bewegung.
In den USA sieht man oft die "Thin Blue Line"-Flagge als Symbol der "Blue Lives Matter"-Bewegung.  © Alex Brandon/AP/dpa

Im 20. Jahrhundert wurde die "Thin Blue Line" immer wieder in den USA im Kontext der Polizei verwendet - als Zeichen der Solidarität mit im Dienst getöteten Ermittlern, aber auch als Symbol einer letzten Linie zwischen Zivilisation und Anarchie.

Diese Sicht brachte 2018 auch die AfD-Fraktionschefin im Bundestag, Alice Weidel (43), in der Wochenzeitung "Junge Freiheit" zum Ausdruck: "Die Polizeibeamten, die die Bürger schützen und Recht und Ordnung durchzusetzen, sind die "dünne blaue Linie", die Zivilisation von Anarchie trennt. Lassen wir zu, dass diese Linie reißt, ist das Chaos nicht mehr weit."

Mit ähnlichen Argumenten verwendete in den USA auch die "Blue Lives Matter"-Bewegung das Symbol - als ausdrückliche Gegenbewegung zu "Black Lives Matter". Beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 verwendeten Demonstranten ebenfalls Flaggen mit der "Thin Blue Line".

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Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Bayern, Peter Pytlik (63), sieht in dem Symbol trotzdem vor allem ein Zeichen der Zugehörigkeit zur "Polizeifamilie". "Es ist ein Zeichen der Anteilnahme und Solidarität für im Dienst verletzte oder getötete Kolleginnen und Kollegen."

Man verwende es aber "nur noch sehr sparsam, um Missverständnissen oder Fehlinterpretationen vorzubeugen".

Titelfoto: Bildmontage: Karl-Josef Hildenbrand/dpa, Alex Brandon/AP/dpa

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