Söders nächste Luftnummer? Verbands-Präsident glaubt nicht an das Lehrer-Versprechen
München - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (56, CSU) setzt sich gern engagierte Ziele - nur an die Umsetzung der Versprechen will man offenbar nicht immer glauben. Aktuelle Zweifel kommen vom Deutschen Lehrerverband.
Konkret vom scheidenden Präsidenten, Heinz-Peter Meidinger (68). Er glaubt nicht an die von Söder angekündigten 6000 neue Lehrstellen innerhalb der nächsten fünf Jahre.
"Die 6000 Lehrer wird sich Söder selbst backen müssen", so der frühere Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes gegenüber der Mediengruppe Bayern am Samstag.
Schließlich ist der Lehrkräfte-Mangel kein Bayern-exklusives Problem. "Ich glaube auch nicht, dass das Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern gelingen wird."
Nach Meidingers Auffassung versucht der CSU-Chef, Dinge schönzurechnen. Mit einem einfachen Zahlen-Trick: "Es gibt genügend Grundschulen in Bayern, an denen der Kunst- und der Musikunterricht nicht voll erteilt und Sprachförderkurse nicht mehr angeboten werden."
Dadurch, dass diese Stunden weniger werden, könnten natürlich auch nicht mehr so viele ausfallen - und damit nicht in der Fehlstatistik auftauchen.
"Die Zeiten, in denen der Freistaat im Vergleich zu den anderen Bundesländern wie auf einer Wolke über den Problemen geschwebt ist, sind vorbei", so Meidinger, der zudem kritisiert, dass auch stillschweigend die Klassenstärken erhöht werden.
Von versprochenen 10.000 Wohnungen werden nur 700 fertig
Er würde unter anderem vorschlagen, in der Grundschule auf die Fächer Englisch und Programmieren zu verzichten, "wenn gleichzeitig 25 Prozent aller Viertklässler nicht richtig lesen können".
Bereits in der Vergangenheit machte Söder Versprechen, deren Einhaltung eher als unwahrscheinlich oder kaum umsetzbar galt.
Beispielsweise, dass bis 2025 der Freistaat 10.000 neue Wohnungen schaffen möchte. Laut Recherchen und Schätzungen werden bis Ende 2024 davon nicht einmal 700 entstehen. Und diese werden nicht neu gebaut, sondern von der Staatsregierung gekauft und saniert.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa