Rätselhafter Blumenschwund auf Friedhof: Gibt es hier Geister?
Schönau am Königssee - Frische Rosen mögen sie besonders. Nachts bei Dunkelheit kommen sie aus dem nahen Wald auf den Friedhof und verzehren mit Genuss, was Trauernde für ihre Verstorbenen auf die Gräber gebracht haben. Was geht hier vor?
Die nächtlichen Besucher sind aus Fleisch und Blut: Blumen fressende Rehe sorgen auf dem Bergfriedhof in Schönau am Königssee als "Grabräuber" für Ärger.
Über den gelegentlichen Snack der Waldbewohner weiß Johann Hallinger von der Friedhofsverwaltung Bescheid. Der Ort der Stille gilt schon lange als Tummelplatz für die Rehe, die gleich nebenan im Wald leben und in den frischen Schnittblumen ein schmackhaftes Zubrot sehen - "vor allem in der Zeit, in der die Natur selbst wenig bietet", wie Hallinger erläutert.
Rund 4500 Grabstätten gibt es auf dem 1948 eröffneten Neuen Friedhof. Jedes Jahr werden hier rund 250 Menschen beerdigt. An den fünf Eingangstüren des eingezäunten und mit dichten Hecken eingefriedeten Friedhofs sind Schilder angebracht: "Wegen Rehwild bitte unbedingt Tor schließen!"
Aber nicht nur Rehe können nicht lesen. Auch so mancher Friedhofsbesucher befolgt nicht, was auf dem laminierten Ausdruck steht - die Türen bleiben häufig offen.
"Meine Blumen sind schon zweimal gefressen worden", klagt eine Besucherin.
"Grabräuber": Rehe verspeisen Friedhofsblumen
Abgefledderte Blumenstängel auf dem Grab ließen manche erst einmal an einen schlechten Streich denken. Eine Friedhofsbesucherin berichtet, sie habe am Anfang gedacht, ein Unbekannter habe Unfug am Grab getrieben. "Bis ich es auch mal von anderen Leuten hörte."
Gefahr droht dem Grabschmuck auch von oben: Krähen bedienten sich an Grabkerzen, berichtet Hallinger. "Die schälen hin und wieder das Wachs heraus - und fressen es."Zumindest wegen der Rehe wird nach einer Lösung gesucht. Eine Idee waren automatisch schließende Türen. Allerdings könnten ältere Besucher Schwierigkeiten haben, sie zu bedienen.
In der Friedhofsverwaltung wird überlegt, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu nehmen und Lösungen zu suchen.
Titelfoto: Kilian Pfeiffer/dpa