Mindestens fünf Opfer von Hass und Hetze in Bayern – an jedem einzelnen Tag
Von Marco Hadem
München - Trauriger Rekord: Zwischen 2022 und 2024 hat sich die Zahl der Verbrechen und Straftaten wegen Hass und Hetze in Bayern fast verdoppelt.

Für 2024 weist eine Statistik des Innenministeriums auf Anfrage der Grünen im Landtag 2021 politisch motivierte Straf- und Gewalttaten im Bereich der Hasskriminalität aus.
Dies entspricht 5,5 Opfern pro Tag und ist der höchste Wert seit Beginn der Erfassung im Jahr 2012.
Zum Vergleich: 2022 registrierten die Behörden noch 1186 Fälle, 2023 waren es bereits 1866.
Besonders erschreckend ist bei den Fallzahlen, dass 70 Prozent oder 1400 aller Hass-Straftaten 2024 einem rechtsextremen Täterkreis zugeordnet werden. Weitere 15 Prozent aller Taten (314) fallen unter die Rubrik "sonstige Zuordnung", hinter der sich Reichsbürger, Querdenker und Verschwörungsideologen verbergen.
Dagegen sind nur 32 Fälle bekannt, deren Täter aus dem linksextremen Milieu stammen, auf ausländische Ideologien werden 185 Vorfälle zurückgeführt. 695 Delikte wurden 2024 online verübt.
Grüne zeigen sich schockiert und fordern Gegenmaßnahmen

"Bayern klettert von einem traurigen Rekord zum nächsten", sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze (39). Hass sei keine Meinung und Hasskriminalität gehöre entschieden bekämpft.
Die Zahlen seien "zutiefst schockierend", "doch immer noch zögert und zaudert die Staatsregierung bei entschiedenen Maßnahmen, wie mehr Unterstützung für Menschen, die von Hasskriminalität betroffen sind".
Es brauche bayernweit mehr Beratungsstrukturen. "Diese Taten sind auch Ausdruck des vergifteten politischen Klimas der vergangenen Jahre und der Keile, die in unsere Gesellschaft getrieben werden."
Mit 1829 Straftaten wurde den Angaben des Ministeriums zufolge der Großteil der Hassdelikte der Kategorie "Fremdenfeindlich" zugeordnet. Die Zahl der rassistischen und/oder rassistisch motivierten Straftaten stieg in den vergangenen drei Jahren stark.
Von 387 auf 626 bei den rassistischen Delikten und von 460 auf 736 bei den Delikten gegen Menschen, die wegen ihres Aussehens, ihrer Kleidung, ihres Namens, ihrer ethnischen Herkunft oder ihres sozialen Umfelds als fremd oder ausländisch eingestuft werden.
Auch die Zahl der antisemitischen Straftaten verharrte 2024 mit 579 Delikten auf einem extrem hohen Niveau.
Titelfoto: Frank Rumpenhorst/dpa