Von Söder bis Hagen: Das sind die Landtags-Spitzenkandidaten

München - Sechs Parteien sitzen momentan im Landtag in Bayern. Nach der Wahl am 8. Oktober dieses Jahres könnte sich das ändern. Für die Monate bis dahin stehen acht Spitzenkandidaten und -kandidatinnen ganz besonders im Fokus.

Markus Söder (56, CSU) dürfte Ministerpräsident bleiben.
Markus Söder (56, CSU) dürfte Ministerpräsident bleiben.  © Peter Kneffel/dpa

Markus Söder (56, CSU): Im März 2018 hatte der Nürnberger sein großes Lebensziel erreicht, als er damals im Landtag erstmals zum bayerischen Ministerpräsidenten und Nachfolger seines ewigen Rivalen Horst Seehofer (74) gewählt wurde.

Bei seiner ersten "eigenen" Landtagswahl ein halbes Jahr später kam die CSU freilich nicht über 37,2 Prozent hinaus, Söder musste in der Folge deshalb eine Koalition mit den Freien Wählern eingehen.

Seither durchlebte der einstige politische Ziehsohn von Ex-CSU-Chef Edmund Stoiber (81), der schon CSU-Generalsekretär, Europa-, Umwelt- und Finanzminister war, wechselvolle Jahre: Er musste das Land etwa durch die Coronavirus-Krise führen, genoss dafür anfangs bundesweit hohen Zuspruch, wäre fast Unions-Kanzlerkandidat geworden.

Heute muss er kämpfen, in Bayern die 40-Prozent-Marke zu schaffen. Dafür reist der studierte Jurist, der Fan von Science-Fiction und ausgefallener Faschingsverkleidung ist, nimmermüde durchs Land, will den kümmernden Landesvater geben.

Seinen Job als Regierungschef hat er sicher - aber wie stark werden Söder und die CSU künftig im Freistaat sein?

Landtagswahl 2023 in Bayern: Doppelspitze bei den Grünen

Katharina Schulze (38, Grüne) und Ludwig Hartmann (44, Grüne) treten bei der Landtagswahl 2023 für die Grünen an.
Katharina Schulze (38, Grüne) und Ludwig Hartmann (44, Grüne) treten bei der Landtagswahl 2023 für die Grünen an.  © Peter Kneffel/dpa

Katharina Schulze (38, Grüne) und Ludwig Hartmann (44, Grüne): Auch bei den Grünen gibt es keine Veränderung. Die Partei geht mit ihrem schon bekannten Spitzenduo ins Rennen.

Schulze ist wohl der auffälligere Part der Doppelspitze: In Reden und Debatten ist sie derart kämpferisch und engagiert, dass politische Kontrahenten oft die Augen verdrehen. Das jedoch ist Schulze, die 2013 erstmals in den Landtag eingezogen war und seit 2017 Fraktionschefin ist, völlig gleich. Sie gilt als fleißige Arbeiterin, die sich leidenschaftlich für ihre Überzeugungen einsetzt.

Kritiker werfen ihr bisweilen aber eine zu karrierebewusste Lebensplanung vor.

Schulzes Kollege Hartmann sitzt seit dem Jahr 2008 im Landtag, gilt dort als versierter Energie- und Klimaexperte. Hartmann gilt bei vielen Experten ebenfalls als ein Mann markiger Worte, der - wenn nötig - auch vor Streit nicht zurückschreckt.

Die lauten Attacken auf Söder & Co. überlässt er aber oftmals lieber Schulze.

Landtagswahl 2023 in Bayern: Freie Wähler setzen auf ihren Vize-Ministerpräsidenten

Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) eckt immer wieder an.
Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler) eckt immer wieder an.  © Sven Hoppe/dpa

Hubert Aiwanger (52, Freie Wähler): Ohne Aiwanger geht bei den Freien Wählern (FW) nichts.

Der Agraringenieur ist in Personalunion FW-Landesvorsitzender, Bundesvorsitzender - und seit dem Jahr 2018 darüber hinaus auch bayerischer Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident.

Nebenbei mischt er sich auch gerne in allen agrarpolitischen Fragen ein, beim Kampf gegen den Wolf sowieso. Im Kabinett gibt der Niederbayer mit seinem unbeschreiblichen Dialekt das eingespielte Duo mit Söder - und entsprechend umgekehrt.

Im Landtag hält er auch lange Reden ohne jedes Manuskript. In Bierzelten und auf anderen großen und kleinen Bühnen ledert er dagegen engagiert bis polemisch gegen die Ampel-Regierung in Berlin.

Mit seiner "Demokratie zurückholen"-Äußerung auf einer Kundgebung in Erding hat er sich massive Kritik eingehandelt - er selbst sieht diese freilich als überzogen an und sich selber im Recht.

Derzeit sieht alles danach aus, als könnte Aiwanger auch nach der Wahl weiter mit der CSU regieren.

Sein großes Ziel, die Freien Wähler in den Bundestag zu führen, hat er aber noch nicht erreicht.

Landtagswahl 2023 in Bayern: Kanzlerbonus für den SPD-Kandidaten?

Florian von Brunn (54, SPD) tritt für die SPD an.
Florian von Brunn (54, SPD) tritt für die SPD an.  © Uwe Lein/dpa

Florian von Brunn (54, SPD): Er hofft angesichts der SPD-geführten Bundesregierung auf einen Kanzlerbonus, doch muss von Brunn nun erstmals auch persönlich bei einer Landtagswahl liefern.

Im April 2021 hatte er den SPD-Landesvorsitz übernommen, auf den er so lange hingearbeitet hatte - zusammen mit Ronja Endres (37). Das Duo setzte sich dabei gegen den amtierenden Generalsekretär der SPD, Uli Grötsch (47), durch.

Im Mai 2021 griff von Brunn auch nach dem Fraktionsvorsitz im Landtag - und gewann eine Kampfabstimmung gegen den damaligen Amtsinhaber Horst Arnold (61), wenn allerdings auch nur sehr knapp mit zwölf zu zehn Stimmen.

In diesem Mai wurden von Brunn und Endres als Parteivorsitzende bestätigt. Fakt ist aber: Wegen seines forschen Auftretens und seines großen Ehrgeizes war von Brunn auch partei- und fraktionsintern bislang niemals unumstritten.

Politische Gegner kritisieren ohnehin seine oftmals von lauten Attacken und Angriffen geprägten Reden im Landtag.

Landtagswahl 2023 in Bayern: AfD-Duo wird völkisch-nationalem "Flügel" zugerechnet

Katrin Ebner-Steiner (44, AfD) und Martin Böhm (58, AfD) gegen für die AfD bei der Landtagswahl 2023 ins Rennen.
Katrin Ebner-Steiner (44, AfD) und Martin Böhm (58, AfD) gegen für die AfD bei der Landtagswahl 2023 ins Rennen.  © Daniel Löb/dpa

Katrin Ebner-Steiner (44, AfD) und Martin Böhm (58, AfD): Im Jahr 2018 hatte die AfD auf einen bayernweiten Spitzenkandidaten verzichtet.

Diesmal entschied sie sich anders - auch deshalb, um in den sonst so kritisierten Medien mit ihrem Spitzenpersonal vorzukommen wie alle anderen.

Der Kurs der Partei weist dabei immer weiter nach ganz rechts außen: Sowohl Ebner-Steiner als auch Böhm werden dem offiziell aufgelösten, völkisch-nationalen "Flügel" zugerechnet. Vor allem Ebner-Steiner gilt als entsprechend Vertraute von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke (51) aus Thüringen.

Sie ist dabei sicherlich eines der bekanntesten Gesichter der Bayern-AfD. Nach der Landtagswahl 2018 wurde sie zunächst Fraktionschefin und konnte sich dort bis Herbst 2021 halten - dann allerdings wurde sie, weil inzwischen das etwas gemäßigtere Lager die Mehrheit hatte, abgewählt.

Nun sind die "Flügler" innerhalb der Partei wieder auf dem Vormarsch.

Landtagswahl 2023 in Bayern: Bewährungsprobe für FDP-Kandidat

Martin Hagen (41, FDP) steht eine Bewährungsprobe ins Haus.
Martin Hagen (41, FDP) steht eine Bewährungsprobe ins Haus.  © Uwe Lein/dpa

Martin Hagen (41, FDP): Der Landtagsfraktionschef der Partei ist extrem redegewandt, argumentiert überzeugend - und kann zudem quasi auf eine FDP-Karriere geradezu aus dem Bilderbuch verweisen.

Diese sieht wie folgt aus: Politik-Studium, Arbeit in einer Unternehmensberatung, Pressesprecher der bayerischen FDP-Landesgruppe im Bundestag, acht Jahre lang zuständiger Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, danach wieder selbstständiger Strategie- sowie Kommunikationsberater - und dann im Jahr 2018 endlich der ganz große Erfolg.

Als Spitzenkandidat führte Hagen die FDP nach fünf Jahren Pause zurück in den Landtag. In einer Urwahl hatte er sich damals gegen eine ganze Reihe von Mitbewerbern durchgesetzt, am Ende in einer Stichwahl auch gegen den ehemaligen Landeschef.

Heute ist Hagen die unbestrittene Führungsfigur der Bayern-FDP, er sitzt zudem im Bundesvorstand.

Nun steht er vor einer Bewährungsprobe: Schafft er am 8. Oktober mit seiner Partei den Wiedereinzug in den Landtag?

Am 8. Oktober 2023 wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt.
Am 8. Oktober 2023 wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt.  © Sven Hoppe/dpa

Landtagswahl 2023 in Bayern: Es kommt auf jede Stimme an

Bei der Landtagswahl in Bayern hat jede und jeder Wahlberechtigte zwei Stimmen - Erststimme und Zweitstimme. Die Anzahl der Gesamtstimmen entscheidet letztendlich darüber, welche Partei künftig wie viele Abgeordnete im Landtag sitzen hat.

Das heißt: Die Erststimme ist für die Sitzverteilung genau gleich wichtig wie die Zweitstimme. Mit der Erststimme wählt man eine Kandidatin oder einen Kandidaten in einem der insgesamt 91 Stimmkreise direkt. Sieger/in ist, wer jeweils die meisten Stimmen bekommt, die einfache Mehrheit reicht. Die Zweitstimme ist eine Listenstimme, wobei die Parteien nicht landesweit mit einer Bayern-Liste dafür antreten, sondern mit bis zu sieben selbstständigen Listen in den sieben Regierungsbezirken.

Insgesamt werden bei der Landtagswahl 91 Direkt- und 89 Listenmandate vergeben. Der Landtag im Freistaat kann allerdings am Ende auch mehr als 180 Mitglieder haben - durch sogenannte Überhang- sowie Ausgleichsmandate.

Titelfoto: Sven Hoppe/dpa

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