Florian wer? Söder-Herausforderer von Brunn im Interview
München - Wenn Bayern am 8. Oktober seinen neuen Landtag wählt, startet SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn (54) in eine nahezu aussichtslose Mission. Letztmals regierte mit Wilhelm Hoegner 1957 ein Sozialdemokrat im Freistaat. Aktuelle Umfragen lassen nicht darauf schließen, dass sich das so schnell ändern wird. Wir wollten wissen, was den gebürtigen Bayern dennoch antreibt.
TAG24: Herr von Brunn, viele Menschen außerhalb Bayerns wundern sich, warum die SPD bei Umfragewerten von um die elf Prozent überhaupt mit einem Spitzenkandidaten ins Rennen geht … Warum ist das so wichtig?
Florian von Brunn: Damit die Menschen wissen, wer für die SPD und soziale Politik einsteht. Das bin ich als Person. Menschen sind greifbar. Und ich stehe immer zu meinem Wort. Programme dagegen stehen auf Papier, das bekanntlich geduldig ist.
TAG24: 2018 waren es 9,7 Prozent. Wo wollen Sie diesmal einlaufen?
von Brunn: Gerne in der Regierungsverantwortung für unseren schönen Freistaat.
TAG24: Angenommen, Sie schaffen die Sensation: Was würde sich mit Ihnen als Regierungschef ändern?
von Brunn: Ich würde mich um die Herausforderungen und die Alltagssorgen der Menschen kümmern. Nicht um Selbstdarstellung. Sondern um faire Mieten für sieben Millionen Mieter und um bezahlbare Wohnungen. Um saubere und bezahlbare Energie, die unser Klima schützt. Um gute Pflege für 2,7 Millionen Senioren und für Kinder um kostenfreie Kitas!
TAG24: Was nervt Sie an Markus Söder am meisten?
von Brunn: Nerven? Nein, ich bin nur anders. Für mich stehen die Menschen im Freistaat an erster Stelle. Ich arbeite lieber hart für sie, als mich mit der nächsten Kanzlerkandidatur zu beschäftigen.
Bayern-Spitzenkandidat von Brunn: "Wir machen als SPD verlässliche, soziale Politik"
TAG24: Mit einem Augenzwinkern: Was bringt einen gebürtigen Bayer eigentlich zur SPD?
von Brunn: Die SPD steht nicht nur für soziale Politik. Sie ist auch die demokratische Partei mit der längsten Tradition in Bayern. Sie hat den Freistaat gegründet und der SPD-Ministerpräsident Wilhelm Hoegner hat die Bayerische Verfassung entworfen.
TAG24: Mit eben jenem Wilhelm Hoegner schied der letzte SPD-Ministerpräsident 1957 aus dem Amt: Was macht Sie optimistisch, die CSU-Dauerherrschaft je wieder durchbrechen zu können?
von Brunn: Wir machen als SPD verlässliche, soziale Politik. Und ich stehe für ein starkes Bayern, das sich alle leisten können. Für verantwortungsvolle Entscheidungen statt Show. Genau wie unser Bundeskanzler Olaf Scholz, der uns nach Putins brutalem Angriff sicher durch den schwierigen letzten Winter gebracht hat und ein echter Krisenmanager ist. Ich bin überzeugt, das wird sich auch in unseren Ergebnissen widerspiegeln.
TAG24: Ihr Parteichef Lars Klingbeil forderte zuletzt 14 Euro Mindestlohn. Ein machbares Modell für Bayern?
von Brunn: Ja, den brauchen wir. Hart arbeitende Menschen haben Respekt verdient und anständige Bezahlung.
TAG24: Eine letzte Frage: Waren Sie schon im Urlaub und wenn nicht, wo geht es diesen Sommer noch hin?
von Brunn: Ich war Pfingsten ein paar Tage in den österreichischen Alpen. Ich liebe die Berge. Aber vor der Landtagswahl gibt es keinen Urlaub mehr.
Titelfoto: dpa/Felix Hörhager